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Nicolas Sarkozy: "Ohne mich läge Europa am Boden"

Das ist seine Stunde. Der Sturm über den internationalen Finanzmärkten hat Nicolas Sarkozy zu großer Form auflaufen lassen. Der amtierende EU-Ratsvorsitzende zeigt Handlungswillen – und Stolz.

Das ist seine Stunde. Der Sturm über den internationalen Finanzmärkten hat Nicolas Sarkozy zu großer Form auflaufen lassen. Kein Tag verging in den vergangenen Wochen, an dem Frankreichs umtriebiger Präsident nicht mit spektakulären Aktionen von sich reden gemacht hätte.

Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers war er der Erste, der zur „Moralisierung des Finanzkapitalismus“ schärfere Regeln für die Kontrolle der Banken forderte. Vor der UN-Vollversammlung plädierte er für die Bestrafung der für das Desaster Verantwortlichen. Zu Haus garantierte er den Sparern, um keinen einzigen Euro fürchten zu müssen, und den Managern drohte er mit der gesetzlichen Deckelung von Traumgehältern und Prämien. Persönlich griff er in die Rettung der Dexia-Bank ein und nahm die in den Elyséepalast zitierte französische Finanzelite „mit erhobenem Zeigefinger“ („Le Figaro“) ins Gebet, zur Überwindung der Krise ihre Zurückhaltung bei der Kreditvergabe aufzugeben.

Wie Sarkozy sind auch die anderen europäischen Regierungschefs durch die Krise gefordert. Sarkozy aber versteht sie als persönliche Herausforderung – als Präsident Frankreichs und als „Präsident Europas“, wie er sich als amtierender Ratsvorsitzender der Europäischen Union gern qualifiziert. Anders als Angela Merkel oder Gordon Brown sieht er sich daher zu ständigem Handeln gedrängt. Nur mit Mühe gelang es ihm, die Bundeskanzlerin und den britischen Premier neben dem Italiener Silvio Berlusconi Anfang des Monats zu einem ersten Krisentreffen zu bewegen. Und erst als die Lage immer bedrohlicher wurde, gingen sie dann auf seine Forderung ein, gemeinsam zu handeln. Dass er sich durchsetzte, hat ihn mit größter Genugtuung erfüllt.

Hatte Sarkozy zuvor noch seiner „Stinkwut“ über Merkel hörbar Luft gemacht, was eine Aussprache zwischen beiden zur Folge hatte, so sorgte er jetzt dafür, dass seine Selbstzufriedenheit nach außen drang. Europa tue mehr als die USA und habe damit in einem „historischen Moment“ Handlungswillen bewiesen, erklärte er im Kreis seiner Minister. „Diesen Willen habe ich verkörpert“, brüstete er sich laut einem Bericht der satirischen Wochenzeitung „Le canard enchaîné“. „Ohne mich läge Europa am Boden.“ Und nicht nur Europa: „Unsere Antwort war global, massiv und sichtbar. Wir haben zweifelsohne die Welt gerettet.“

Dass Sarkozys Vorschlag eines Feuerwehrfonds nicht nur von Merkel, sondern auch von Brown zurückgewiesen worden war, spielt in Frankreich kaum eine Rolle. Ebenso wird die Urheberschaft des britischen Premiers an dem Rahmenplan der Euro-Gruppe kaum erwähnt.

Beides tritt dahinter zurück, dass es eben Sarkozy war, der die Partner unverdrossen zusammentrommelte. Er habe noch nie erlebt, dass Europa mit „so viel Intensität“ geführt wurde, lobte etwa der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker. Das Image des Bling-Bling-Präsidenten, das Sarkozy im ersten Amtsjahr wegen seines protzigen Gehabes anhaftete, hat er abgelegt. Durch die Krise habe Sarkozy an Statur gewonnen, meint der frühere sozialistische Außenminister Hubert Védrine. Und einer seiner entschiedenen Kritiker, der Publizist Franz-Olivier Giesbert, zögert nicht, ihm jetzt die „Sporen eines Staatsmannes“ zuzubilligen.

Die Franzosen sehen es (noch) nicht so. Nach einer neuen Umfrage dümpeln Sarkozys Popularitätswerte weiter bei der 40-Prozent-Marke.

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