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Meinung: Noch gelassen

ANSCHLÄGE IN ISRAEL

Die zwei Selbstmordanschläge haben bewiesen, dass ein paar wenige Extremisten das Heilige Land in eine neue blutige Konfrontation stürzen können – unabhängig vom Willen ihrer eigenen Organisationen, ihrer Regierungen und der beiden Völker. Bessere Argumente als diese Anschläge hätte sich der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon für seine Gespräche mit dem amerikanischen Chefvermittler William Burns nicht wünschen können. Die Selbstmörder stützen Scharons Forderung nach aktivem Vorgehen der zurückhaltenden palästinensischen Regierung gegen die Strukturen des Terrors. Und sie untermauern die Notwendigkeit des von den Palästinensern bekämpften und von den USA abgelehnten Trennzauns zwischen Israel und dem Westjordanland. Doch die beiden Täter kamen nicht aus dem palästinensischen Autonomiegebiet, sondern aus Nablus, für das die israelischen Besatzungstruppen ausdrücklich die Sicherheitsverantwortung übernommen haben. Was der mächtige israelische Sicherheitsapparat nicht vermag – nämlich Terroristen von Anschlägen abzuhalten – kann Scharon auch nicht von den palästinensischen Sicherheitsorganen verlangen. Die Gefahr ist groß, dass nun auch andere Extremisten versuchen, die Waffenruhe zum Einsturz zu bringen. Ob Israels Regierungschef dann seine bisherige Gelassenheit abstreift und wieder mit der berüchtigten „eisernen Faust“ zurückschlägt, darüber kann man nur Vermutungen anstellen. Doch damit wären Waffenruhe und Road Map am Ende. Und es wäre nicht allein Scharons Schuld. cal

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