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Meinung: Nordirland: Alte, kalte Wut

Fast hätte man aufgeatmet. Tagelang waren die befürchteten Meldungen über Unruhen in Nordirland ausgeblieben - obwohl doch seit Sonntag wieder Hochspannung angesagt ist: Die Jahreszeit der protestantischen Oraniermärsche hat begonnen.

Fast hätte man aufgeatmet. Tagelang waren die befürchteten Meldungen über Unruhen in Nordirland ausgeblieben - obwohl doch seit Sonntag wieder Hochspannung angesagt ist: Die Jahreszeit der protestantischen Oraniermärsche hat begonnen. Doch in Portadown, wo es in den letzten Jahren blutig zugegangen war, schien die Vernunft gebremst zu haben - oder sollte man besser sagen: die speziell verstärkten Einheiten von Polizei und britischem Militär? Zudem nährte die Vermittlungsinitiative des irischen Premiers Ahern und seines britischen Kollegen Tony Blair manche Hoffnung, das Karfreitag-Abkommen von 1998 bekomme vielleicht doch noch eine Chance, wenn auch mit ziemlicher Verspätung. Die Optimisten hätten besser auf den Kalender gucken sollen. Hauptfeiertag der Protestanten ist der 12. Juli - in Erinnerung an die Schlacht an der Boyne - und damit Hauptkampftag der Katholiken. So auch diesmal, wenngleich nicht in Portadown, sondern in Belfast. Dort hatten die Oranier zwar kaum provoziert und den genehmigten Weg benutzt, aber es war noch eine Rechnung offen: wegen der Schulblockade neulich. Auszubaden hatte den Zorn der katholischen Jugendlichen die Polizei - laut jahrzehntelanger Indoktrination durch die IRA gleichzusetzen mit den "britischen Besatzern". Nichts Neues also im Westen, nur ein anderer Schauplatz. Schaurige Normalität.

cvm

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