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Meinung: Notbremsung misslungen

Es schien am Donnerstag, als könne sich die Vernunft in Sachen Rechtschreibreform noch durchsetzen. Denn die CDUMinisterpräsidenten stellten sich den Kultusministern entgegen, die kürzlich beschlossen hatten, die so genannten unstrittigen Teile der Rechtschreibreform ab 1.

Es schien am Donnerstag, als könne sich die Vernunft in Sachen Rechtschreibreform noch durchsetzen. Denn die CDUMinisterpräsidenten stellten sich den Kultusministern entgegen, die kürzlich beschlossen hatten, die so genannten unstrittigen Teile der Rechtschreibreform ab 1. August verbindlich werden zu lassen für Schulen und Behörden. Doch die SPD-Ministerpräsidenten zogen nicht mit, und alles bleibt, wie es angekündigt war, leider. Denn der Beschluss der Kultusminister ist eine Verzweiflungstat, geboren aus der (verständlichen) Sehnsucht, wenigstens irgendetwas aus den endlosen Debatten um die Reform Realität und damit unumkehrbar werden zu lassen. Doch weder sind die angeblich unstrittigen Regelungen unstrittig, noch gibt es irgendein Schulbuch, in dem die Reformfassung von 2004, die jetzt partiell in Kraft treten soll, vollständig nachzulesen wäre. Die Lehrer müssen nun nach Fehlern unterscheiden, die sie nur kennzeichnen dürfen, und Fehlern, die sie werten müssen, und sie sollen diesen Unfug offenbar auf der Grundlage kopierter Seiten aus dem Internet oder dem Rundschreiben der Kultusmisterkonferenz vollziehen. Nur um einen winzigen Schritt nach vorn durchzusetzen, werden die Schulen wieder einmal als Reparaturwerkstatt für inkompetente Kulturpolitik missbraucht. Niemand weiß, ob das für den Sommer 2006 angekündigte komplett überarbeitete Reformwerk allen Anforderungen genügt. Aber es hätte Sinn gehabt, darauf zu warten, statt den Schaden durch administrative Geisterfahrten noch zu erhöhen. bm

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