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Meinung: Nur kein Schlussstrich

Hohmann hat Folgen: Die CDU braucht die Debatte – und Merkel muss sie führen

Die Geister, die sie riefen – die kommen immer wieder, wenn man nicht aufpasst. Deshalb will Angela Merkel am liebsten, dass Martin Hohmann, der unselige, ausgeschlossen wird, und Schluss. Von der Patriotismus-Debatte, die sie auch zur Beruhigung ihrer Nationalkonservativen auf dem nächsten CDU-Parteitag führen wollte, von der will sie nun auch lieber nichts mehr hören. Und weil die Parteichefin nicht noch mehr beschädigt werden soll, als sie durch das ganze unerfreuliche Hin und Her sowieso schon ist, versucht der Partei-Philosoph, der Mann für den Geist, CDU-Vize Christoph Böhr, die Debatte klug totzureden.

Hohmann und Schluss? Das wird nicht gelingen. Längst rumort in der CDU die Frage, wie das mit den Werten der christlichen Partei unter der Führung von Merkel denn so sei. Immer wieder wird von der starken, sagen wir: rheinisch-katholischen Fraktion (wobei das nicht örtlich gemeint ist, sondern ideell) kritisiert, dass die Chefin eben nicht wirklich etwas von der wahren Christdemokratie verstehe. Nördlich, östlich und, wenn überhaupt irgendwas in dieser Richtung, dann protestantisch, so lautet das Urteil. Und protestantisch bedeutet hier kein Kompliment. Denn damit verbindet sich der Eindruck von Kühle und Distanz – zur CDU. Merkel, Physikerin von Beruf, wird außerdem vorgehalten, dass sie Politik immer noch, nach allen diesen Jahren, nur nach Kilopond messe: Wer hat am meisten Gewicht, wo droht Gefahr für mein Kräfteparallelogramm der Macht?

Nun kann es aber andererseits auch gut sein, dass Merkel diesmal nach dem Grundsatz verfährt: Bei allem, was du tust, bedenke das Ende. Oder anders: Nur wenn sie sich vorher darüber klar ist, was für ein Patriotismus-Begriff bei der Debatte herauskommen soll, kann die Vorsitzende sie beginnen – und im doppelten Wortsinn führen. Sonst wird jede neue Debatte zum Desaster. Richtig ist ja durchaus, dass die CDU sich wegen der tollen Umfragewerte vermeintlich vieles leisten kann, nur nicht, dass nachher irgendeiner, vorzugsweise der große Konkurrent SPD, sie als dumpf oder deutschtümelnd bezeichnen kann. Das fehlte noch: die CDU als Hohmann light.

Zu viel wabert schon herum an verquasten Ansichten, und zur Beruhigung hat auch der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, nicht gerade beigetragen mit seinem Satz zu Hohmann, in dem er vorgeblich nur dazu aufrufen will, zu diskutieren. Soll Hohmann aber bei dem Ganzen nicht doch noch als „Sündenbock“ davonkommen, muss jetzt gesammelt über alles diskutiert werden, Patriotismus, Nationalismus, Antisemitismus. Damit am Ende kein Ungeist mehr sein Wesen treiben kann.

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