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© dpa

Obama in Afrika: Erfrischend deutlich

US-Präsident Obama wurde in Afrika euphorisch begrüsst. Dabei kritisierte er gleichwohl zu recht die schlechte Regierungsführung auf dem Kontinent. Dass Afrikas Führer Obamas Signal erkennen, bezweifelt Wolfgang Drechsler.

Der Besuch war kurz, doch der Empfang geradezu euphorisch. Afrika feierte Barack Obamas Stippvisite am Wochenende wie die triumphale Rückkehr eines lang vermissten Sohnes. Dabei erinnerte die heftige Umarmung mehr an das Verhalten eines ungeliebten Waisenkindes, das plötzlich einen berühmten Onkel entdeckt – und nun Trost, Schutz und materiellen Beistand bei ihm sucht. Gerade weil es dem Kontinent so sehr an eigenen Vorbildern mangelt, scheint Afrika diese mit Vorliebe jenseits der eigenen Grenzen zu suchen.

Der US-Präsident tat auf jeden Fall gut daran, die hohen Erwartungen an seine Person frühzeitig zu dämpfen und die Afrikaner daran zu erinnern, dass sie allein die Zukunft ihres Kontinents in den Händen halten. Anders als viele andere westliche Politiker und Rockstars, die Afrikas Genesung an die Vergabe immer neuer Hilfsgelder knüpfen, hat Obama das Grundübel des Kontinents längst woanders geortet: in seinen korrupten, machthungrigen Eliten. Erfrischend deutlich kritisierte er die schlechte Regierungsführung auf dem Kontinent und die fehlende Bereitschaft seiner Menschen, endlich mehr Verantwortung für das eigene Schicksal zu übernehmen. Obamas selbstbewusstes „Yes you can, Africa“ bedeutet jedenfalls nichts anderes, als dass sich der Kontinent verändern muss. Die immer wieder von Afrika ins Feld geführte koloniale Vergangenheit will Obama jedenfalls nicht mehr als Ausrede gelten lassen.

Obama weiß, dass Afrika derzeit fast nur staatliche Entwicklungshilfe, aber fast keinerlei Privatinvestitionen erhält – ein massives Misstrauensvotum gegenüber dem Kontinent und seinen Führern. Um dies zu ändern, empfahl Obama fünf Punkte, die anderswo zum Erfolg geführt haben: starke Institutionen, mehr Transparenz, Eigentumsrechte, Rechtsstaatlichkeit sowie ein hartes Vorgehen gegen die Korruption. Denn niemand will in einem Kontinent investieren, in dem die Zollbehörde bestechlich ist und die Bürokratie jeden Unternehmergeist erstickt.

Für Ghana war Obamas Visite eine Auszeichnung: für das Volk – und den Zustand seiner funktionierenden Demokratie. Fast alle anderen wichtigen Länder des Kontinents hatten sich zuvor selber disqualifiziert. Durch seine mutige Rede in Accra hat Obama ein Zeichen für den ganzen Kontinent gesetzt. Ob Afrikas Führer das Signal erkennen, ist nach den Erfahrungen der Vergangenheit aber mehr als fraglich.

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