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Vor dem Medi-Clinic Heart Hospital in Pretoria hängen Porträts von Nelson Mandela und Barack Obama. Wenn die Menschen erkennen würden, dass die beiden keine Wunderheiler sind und sie selbst die vielen hausgemachten Probleme lösen müssen, könnte Afrika womöglich endlich sein enormes Potenzial erschließen.

© Reuters

Obama und Mandela sind keine Wunderheiler: Dauer des Wirtschaftsbooms in Afrika ungewiss

US-Präsident Barack Obama lobt Afrikas Fortschritte. Im Jahr 2012 ist die afrikanische Wirtschaft um 4,5 Prozent gewachsen - vergleichsweise viel für einen Kontinent, der lange Zeit auf dem Weltmarkt keine Rolle spielte. Doch der Boom könnte sich als Strohfeuer erweisen.

Nach langer Zeit schaut die Welt wieder einmal gebannt auf Afrika: Während Nelson Mandela im Sterben liegt und sich Schwarz wie Weiß ein letztes Mal hinter dem großen Versöhner sammeln, ist US-Präsident Barack Obama zu seiner ersten längeren Reise auf den Kontinent aufgebrochen. Groß war der Jubel, als er sich bei einer kaum eintägigen Stippvisite vor vier Jahren in Ghana zu seinen afrikanischen Wurzeln bekannte. Für den wirtschaftlich zurückgefallenen Kontinent schienen Mandela und Obama eine politische wie wirtschaftliche Zeitenwende einzuläuten. Mit ihnen sollte Afrika wieder Anschluss an die Welt finden.

Doch es ist anders gekommen. In Südafrika verblasste mit dem Rückzug Mandelas im Jahre 1999 das von ihm beförderte Gefühl der nationalen Einheit. Seit Jahren treibt Südafrika ziellos dahin und hat wirtschaftlich Boden verloren.

Auch Obama hat sein Versprechen nicht gehalten: Die schwere Finanzkrise gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft ließ Afrika rasch aus dem Fokus verschwinden. Stattdessen hat sich China in den letzten Jahren als größer Handelspartner des Schwarzen Kontinents etablieren können.

Was Afrika insgesamt anbetrifft, ist das Bild allenfalls gemischt. Zwar gehören Superlative über seinen wirtschaftlichen Aufschwung inzwischen zum guten Ton. Allerdings ist der Ausblick weniger rosig, als Afrikas Cheerleader in den Unternehmensberatungen und Medien oft vermeinen.

Auf den ersten Blick machen die Zahlen Mut: So ist die Wirtschaft Afrikas 2012 um 4,5 Prozent gewachsen. Das ist vergleichsweise viel für einen Kontinent, der lange Zeit in der Weltwirtschaft überhaupt keine Rolle spielte. Ein Mix aus Einparteienstaaterei, Planwirtschaft, hohen Schulden und Konflikten hatte dazu geführt, dass die internationale Geschäftswelt den Kontinent bis vor zehn Jahren weiträumig umging. Erst mit dem Aufstieg Chinas und dem damit verbundenen Rohstoffboom ab 2003 keimt Hoffnung auf ein robusteres Wachstum.

Gleichwohl sind es auch diesmal wieder vor allem die Rohstoffe gewesen, die das Interesse an Afrika geweckt haben. Der Anschlag radikaler Islamisten auf eine Gasanlage in Algerien im Januar, die religiösen Unruhen im Norden von Nigeria, aber auch der jüngste Einbruch vieler Rohstoffpreise haben Investoren jedoch gezeigt, wie schnell das Klima umschlagen kann.

Anders als in Asien ist Afrikas Konsumboom fast nur von Geldern aus dem Export seiner unverarbeiteten Rohstoffe finanziert worden. Doch ohne ein Mindestmaß an Veredelung und die Entwicklung eines produzierenden Gewerbes, dürfte es in Afrika kaum eine industrielle Revolution nach dem Vorbild Chinas geben. Besonders ernüchternd ist, dass sich im Gegensatz zum Rest der Welt die Armut in Afrika kaum geändert hat.

Selbst Optimisten gestehen deshalb ein, dass auch sie nicht wissen, ob das etwas stärkere Wachstum in Afrika diesmal nachhaltiger ist – oder nur ein Strohfeuer. Afrikas Löwen auf den Spuren der asiatischen Tiger? Wenn die Menschen erkennen würden, dass Mandela und Obama keine Wunderheiler sind und sie selbst die vielen hausgemachten Probleme lösen müssen, könnte Afrika womöglich endlich sein enormes Potenzial erschließen.

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