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Obamas neue Kuba-Politik: Die Macht der Freundlichkeit

Das Embargo der USA gegenüber Kuba sei gescheitert, sagt Hillary Clinton. Wie wahr! Fast fünf Jahrzehnte haben die USA versucht, den karibischen Inselmarxismus in die Knie zu zwingen. Vergeblich.

Von Michael Schmidt

Die Castro-Brüder haben nach wie vor das Sagen, demokratische Reformen lassen auf sich warten und um die Menschenrechte der Kubaner steht es auch nicht besser als zuvor. Wie auch? Mit einem Messer am Hals lässt sich nur schwerlich Toleranz und Gesprächsbereitschaft beweisen. Barack Obama hat das erkannt. Indem er Reisebeschränkungen aufhebt, Geldsendungen erleichtert und damit eine historische Kehrtwende in der US-Politik gegenüber Kuba vollzieht, setzt der US-Präsident Zeichen. Er hat das Messer zurück in den Schaft gesteckt. Wohlgemerkt – ohne es ganz aus der Hand zu geben.

Die Einsicht kommt spät, doch so lapidar das Eingeständnis erscheinen mag, die jahrzehntelange Embargopolitik sei ein Irrtum gewesen, so historisch einschneidend könnte die Zäsur sein, die sich mit Obamas Politikwechsel abzeichnet. In seinem Willen zur Partnerschaft liegt die große Chance dieses Moments. Unter seiner Ägide könnte die Arroganz der Macht der Macht der Freundlichkeit weichen. Und diese könnte sich am Ende als stärker erweisen. Die ausgestreckte Hand des US-Präsidenten – aus Sicht der Castro-Brüder ist sie der schlimmste anzunehmende Fall. Denn je geringer der Druck von außen, desto größer die Chance und die Notwendigkeit für offene Diskussionen auf Kuba, desto wahrscheinlicher echter demokratischer Wandel und tiefgreifende Wirtschaftsreformen. Wenn es der große Nachbar im Norden nicht mehr ist, wen soll man dann für die Missstände auf der Insel verantwortlich machen, wenn nicht die politisch Verantwortlichen? Nicht auszuschließen, dass wir gerade den Anfang vom Ende des Kubas erleben, wie wir es bisher kannten.

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