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Obamas Vize-Kandidat Joe Biden: Hillary, in Männerkleidern

Am Ende hat sich Barack Obama doch für Hillary Clinton als Vizepräsidenten entschieden. Biden steht für vieles, was Durchschnittsbürger an Obama vermissen: ihre Werte, ihr Aussehen und Lebensstationen, die ihre sein könnten.

Am Ende hat sich Barack Obama doch für Hillary Clinton als Vizepräsidenten entschieden. Vielleicht ist das nicht auf den ersten Blick sichtbar. Hörbar war es sehr wohl, als er Joe Biden als „Running Mate“ vorstellte. Aus Scranton stamme Biden, betonte Obama mehrfach – dem Industriestädtchen in Pennsylvania, wo Hillarys Vater aufwuchs und wo sie als Kind ihre Sommerferien bei den Großeltern verbrachte. Mit solchen Geschichten hatte die Millionärin aus New York im Arbeitermilieu geworben. Sie überwand sich, in einer Kneipe ein Bier und einen Whisky drauf zu kippen. Mit Erfolg. Sie unterlag Rockstar Obama zwar knapp in der Gesamtrechnung, aber die Vorwahlen in swing states wie Pennsylvania, Ohio und Indiana gewann sie. Die können auch die Hauptwahl entscheiden.

Da soll Biden punkten, als Kämpfer, der Obama verteidigt, indem er dessen Schwächen als „Elder Statesman“ ausgleicht, aber mehr noch als Angreifer, der die angeblichen Stärken des Republikaners John McCain attackiert. Biden steht für vieles, was Durchschnittsbürger an Obama vermissen: ihre Werte, ihr Aussehen und Lebensstationen, die ihre sein könnten. Da passte die anrührende Geschichte von Biden als alleinerziehendem Vater von zwei Söhnen, der Frau und Tochter bei einem Autounfall verlor. Und der deshalb, obwohl frisch in den Senat gewählt, gar nicht erst nach Washington zog, sondern jeden Abend mit dem Zug nach Delaware heimfuhr und folglich jeden Schaffner persönlich kennt.

Wie Hillary, die den Vernichtungsangriff stets für die beste Defensive hielt, wenn es eng wurde, hat Biden gleich beim ersten Auftritt die meiste Zeit darauf verwandt, McCain Fehler anzukreiden. Obama hält sich da zurück. Es würde sein Image als Brückenbauer, der auch mit Republikanern zusammenarbeiten kann, gefährden. Biden darf das eher: den Kriegsheld McCain entzaubern. Bei ihm klingt es glaubwürdiger, denn er gilt als McCains Freund. Seine Haare sind schon fast so weiß wie die des Republikaners. Er verfügt über noch längere außenpolitische Erfahrung. Er soll Vertrauen erwecken wie ein gealterter „Old Shatterhand“, in manchen Szenen ähnelt er Schauspieler Lex Barker. Hillarys Stärken ohne die breite Ablehnung, die ihr entgegenschlägt – werden genug Wähler auf das Angebot eingehen?

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