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Meinung: Oder doch lieber isoliert

BUSH LOBT SCHRÖDER

Über nette Worte sollte man sich freuen. Nachdem George W. Bush an seinem Urlaubsort in Texas erst nett über Arnold Schwarzenegger geredet hatte („Ich glaube, der wäre ein guter Gouverneur“), kam der deutsche Mister Universum an die Reihe: Deutschland habe eine sehr aktive Rolle in Afghanistan übernommen und er freue sich darauf, Kanzler Schröder persönlich dafür zu danken. Ein Lob, das im vermeintlich isolierten Berlin zu Recht große Freude auslöste. Bei allem Überschwang über die überraschend netten Worten, sollte man jedoch nicht vergessen, dass Bush den Kanzler nicht für seine Umweltpolitik gelobt hat oder seinen unermüdlichen Einsatz für die Vereinten Nationen. Die SchröderPassage leitete Bush nämlich so ein: „Wir arbeiten hart daran, dass auch andere Nationen im Irak Verantwortung übernehmen.“ Dabei fiel ihm offensichtlich sofort der deutsche Kanzler ein. Bushs Logik ist nicht ohne Eleganz: Die Lage im Irak hat sich der in Afghanistan extrem angenähert, hier wie dort geht es um die Stabilierung und Demokratisierung des Landes. Dass Verteidigungsminister Struck gerade jetzt den deutschen Einsatz über Kabul ausweiten will, ist womöglich der Versuch, beim Irak dafür kürzer treten zu können. Doch das Bush-Lob ist geschickt: Wer sich weiter in Afghanistan engagiert, kann sich nicht mehr prinzipiell gegen einen Irakeinsatz aussprechen – sondern nur das schwächere Argument der überlasteten Bundeswehr anführen. Die Bundesregierung sollte sich ein besseres einfallen lassen, bevor Bush seinen Dank abstatten kommt – und dabei auch um militärische Unterstützung im Irak bitten könnte.mos

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