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Meinung: „Öffentlicher Nutzen geheimer Siege“

Wer nach Zitaten von Nikolai Patruschew, dem Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB sucht, wird nur Belanglosigkeiten finden wie „Spionageabwehr ist der öffentliche Nutzen geheimer Siege“. Und zur Mordsache Litwinenko, bei der britische Medien und die Sonderkommission von Scotland Yard russische Geheimdienste im Visier haben, sagt er schon gar nichts.

Wer nach Zitaten von Nikolai Patruschew, dem Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB sucht, wird nur Belanglosigkeiten finden wie „Spionageabwehr ist der öffentliche Nutzen geheimer Siege“. Und zur Mordsache Litwinenko, bei der britische Medien und die Sonderkommission von Scotland Yard russische Geheimdienste im Visier haben, sagt er schon gar nichts. Auch Patruschews Biografie ist so dünn wie die Speisekarte in einem Autobahnrestaurant. Geheimdienst heißt eben deshalb geheim, weil er geheim ist. Und in Russland noch dazu jeder Kontrolle entzogen – durch das Parlament und durch die Öffentlichkeit sowieso.

Rechenschaft muss Patruschew nur Putin ablegen, seinem unmittelbaren Amtsvorgänger. Es dürfte familiär dabei zugehen. Beide stammen aus St. Petersburg, wo Patruschew 1951 geboren wurde, beide dienten sich ab 1974 in den „Organen“, wie die Schnüffler-AG im Volksmund heißt, die Sprossenleiter hoch und sind auch persönlich befreundet. Kaum, dass Putin 1997 zum Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB aufrückte, machte auch Patruschew steil Karriere: Im Oktober 1998 wurde er Putins Stellvertreter, nach dessen Ernennung zum Premier erbte er 1999 von Putin den Chefsessel in der Zentrale am Moskauer Lubjanka-Platz.

Patruschew gehört zur Hardliner-Fraktion in Putins Petersburger Landsmannschaft, Gerüchte wollen wissen, dass vor allem er Putin zum Schlag gegen kritische Medien und die politische Opposition gedrängt hat. Anders als Putin, der als KGB-Kundschafter nach äußeren Feinden fahndete, war Patruschew schon beim KGB für einheimische Regimegegner zuständig.

Beraten lässt er sich unter anderem von einem Veteranenbeirat, der zu gut der Hälfte aus ehemaligen KGB-Offizieren besteht. Darunter auch Ex-Kundschafter Walentin Welitschko, dem britische Medien vorwerfen, direkt in die Giftattacke gegen Litwinenko involviert zu sein. Ungeheuerliche Vorwürfe, zu denen Patruschew bisher schweigt wie ein Grab, ebenso der Kreml. Dürre Statements, die noch dazu am Kern der Dinge vorbeigehen, lieferten bisher nur Außenminister Sergej Lawrow und Verteidigungsminister Sergej Iwanow. Spekulationen der „Westpresse“, wonach „KGB oder FSB ihre lange Hand im Spiel haben“, so Iwanow, könne er nicht nachvollziehen. Moskau hoffe auf „gründliche und objektive“ Ermittlungen und sei dabei zu jeder Hilfe bereit.

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