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Österreichs Rechte: Vorbild Lafontaine

Die Modernisierungsverlierer verschaffen den Populisten in Österreich wie in Deutschland einen Aufschwung.

797.993 plus 485.397 macht fast 1,3 Millionen Menschen, macht nicht ganz 30 Prozent, macht ziemlich rasch eine ziemlich überzeugende Schlagzeile und die klingt dann so: „Rechtsruck in Österreich“. Doch das stimmt nur mathematisch – FPÖ und BZÖ haben einen schauderbar beeindruckenden Wahlsieg hingelegt und wurden gemeinsam um ein Haar stärkste Kraft im Land. Doch inhaltlich ist die Rechnung trotzdem falsch. Beide Parteien haben zwar, das war bei den Wahlveranstaltungen zu beobachten, einen Bodensatz an alten Ewiggestrigen und jungen Männern mit zu kurzen Haaren und zu düsteren Bomberjacken. Doch das ist nur ein kleiner Teil ihres Elektorats. Der Großteil sind Modernisierungsverlierer, Menschen, die von den Auswirkungen der Globalisierung an den Rand gedrückt werden. Sie haben mit der herkömmlichen Politik der Großparteien abgeschlossen und wenden sich deswegen Populisten mit einfachen Parolen zu. Menschen wie sie gibt es auch in Deutschland – nur, dass dort die Populisten auf den Namen „Die Linke“ hören. Ihre Wähler sind im Zweifel genauso wenig klassische Linke wie in Österreich die Wähler der FPÖ klassische Neonazis sind. Das Wahlergebnis ist also kein Aufschwung für die Rechte –, sondern ein Aufschwung für die Populisten. mh

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