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Meinung: „Ohne Pekings …

… Unterstützung und die der Bevölkerung habe ich nichts.“ Eigentlich hätte seine Karriere 1997 mit dem Machtwechsel in Hongkong enden müssen: Donald Tsang ist das Paradebeispiel eines britischen Kolonialbeamten.

… Unterstützung und die der Bevölkerung habe ich nichts.“

Eigentlich hätte seine Karriere 1997 mit dem Machtwechsel in Hongkong enden müssen: Donald Tsang ist das Paradebeispiel eines britischen Kolonialbeamten. Stets adrett gekleidet und mit akzentfreiem Oxford-Englisch diente er jahrzehntelang in der Hongkonger Verwaltung. Zum Dank machte ihn Englands Königin vor der Übergabe der Stadt an China zum Ritter. Sir Donald Tsang – für das von Peking regierte Hongkong galt Tsang damit als Auslaufmodell.

Dass Tsang am Freitag als neuer Regierungschef der Millionenmetropole vereidigt wird, verdankt er einem Strategiewechsel Pekings. 1997 hatte China mit dem ehemaligen Reeder Tung Chee-hwa jemanden eingesetzt, der zwar loyal war, von Politik und Verwaltung allerdings keine Ahnung hatte. Bei Hongkongs Bürgern war Tung stets unbeliebt, eine Marionette Pekings. Als 2003 eine halbe Million Menschen gegen dessen Sicherheitsgesetze protestierte, zog Peking die Reißleine. Zwei Jahre vor dem Ablauf seiner zweiten Amtszeit musste Tung gehen.

Mit dem 60-jährigen Tsang setzt Peking nun auf einen im Volk beliebten Verwaltungsexperten: 1967 trat der in Harvard ausgebildete Tsang als Beamter der Hongkonger Verwaltung bei, arbeitete sich nach oben und wurde 1995 als erster Chinese Finanzchef der Stadt. Den Posten behielt er auch nach dem Machtwechsel 1997, als die 6,8 Millionen Hongkonger mit ihrer Stadt zur Sonderverwaltungszone der Volksrepublik wurden. Tsang erwies sich auch gegenüber Peking als loyal. 2001 machte ihn Tung zum Verwaltungschef – das zweithöchste Amt in der Stadt.

Als Tung im März seinen Rücktritt bekannt gab, leitete Tsang als vorläufiger Regierungschef die Geschicke der Stadt. Diese Woche bestätigte Peking ihn formal im Amt – allerdings zunächst nur für zwei Jahre. Chinas KP-Führer wollen sichergehen, dass der im Westen ausgebildete Tsang an der Spitze der Finanzmetropole nicht zu selbstständig wird. Hongkongs Opposition und Bevölkerung verlangen eine Demokratisierung der Stadt, wie sie im „Basic Law“, einer Art Verfassung, eigentlich festgeschrieben ist. Für 2007, wenn der nächste Hongkonger Regierungschef bestimmt wird, hat Peking freie Wahlen bereits ausgeschlossen. Tsang spricht sich zwar grundsätzlich für mehr Demokratie aus. Einen Zeitplan nennt er jedoch nicht. Wie sein Vorgänger ist auch Tsang auf die Unterstützung Pekings angewiesen.

Harald Maass

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