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Oskar Lafontaine: Mit allem rechnen

Oskar Lafontaine als Fraktionschef der Linken im Saarland – was hat denn das nun wieder zu bedeuten? Wird er alt? Müde? Ist er krank? Hat er wieder einmal keine Lust mehr? Rückzug auf Raten? Mit 66 Jahren … Bei Lafontaine muss man immer mit allem rechnen, aber eben auch damit, dass es Sinn hat, was er tut.

Angenommen, Lafontaine hat doch noch Lust auf Politik, dann kann man sogar meinen, dass das, was er jetzt vorhat, hoch politisch ist. Bundespolitisch bedeutsam auch, wo er doch Bundesvorsitzender bleiben will.

Also: Zu Rot-Rot-Grün wird es in Thüringen kaum mehr kommen; die Kritiker des SPD-Landeschefs Christoph Matschie dort sind zahlreich, aber wohl nicht die Mehrheit. Die wird dann seinen Weg zu Schwarz-Rot unterstützen. Mithin ist die erste Option auf einen Machtwechsel in Deutschland dahin. Eine Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Bleibt das Saarland, in dem eine rotrot-grüne Landesregierung ebenfalls möglich wäre. Weil Oskar Lafontaine nachgewiesenermaßen strategisch denken kann, weil er als Physiker mit Verläufen rechnet, wäre es in diesem Fall nötig, die Linke in Saarbrücken zu stabilisieren. In dieser neuen Fraktion nämlich gibt es keinen, der sie statt Lafontaine in einer Regierungssituation führen und zügeln könnte. Rot-Rot-Grün, das erste Mal, ein Experiment, müsste aber gelingen, um auf die gesamte Republik auszustrahlen. Was der Bundesvorsitzende Lafontaine will.

Nur heißt das womöglich, die Rechnung ohne die Grünen gemacht zu haben. Die im Saarland, so anders wie das kleine Land am Rand, sehen Lafontaine als Bedrohung an; und es sieht aus, als wollte Grünen-Chef Hubert Ulrich Lafontaine als Grund für ein Nein aufbauen. Dann wäre der Schritt von Lafontaine zwar immer noch erklärbar, aber kontraproduktiv. Hier ist die Reihe nun am Sozialdemokraten Heiko Maas. Er muss die Grünen in die Koalition holen; es liegt jetzt halt an ihm, wenn er Ministerpräsident werden will. Und Maas wird alles versuchen. Das ist Lafontaines nächste Wahrscheinlichkeitsrechnung. Wahrscheinlich. Rechnen wir mit allem.

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