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Meinung: Parallele Pflichten

Früher hieß es Multikulti, heute Parallelgesellschaft. Das eine wünschten viele, das andere wird von vielen gefürchtet, jetzt einmal mehr vom Koblenzer Oberverwaltungsgericht, das die Schulpflicht dagegen in Stellung gebracht und ein Kind aus der Bonner KönigFahd-Akademie an die staatliche Tafel geholt hat: Es gebe eben ein allgemeines Interesse, politisch oder religiös motivierten Parallelgesellschaften entgegenwirken zu können.

Früher hieß es Multikulti, heute Parallelgesellschaft. Das eine wünschten viele, das andere wird von vielen gefürchtet, jetzt einmal mehr vom Koblenzer Oberverwaltungsgericht, das die Schulpflicht dagegen in Stellung gebracht und ein Kind aus der Bonner KönigFahd-Akademie an die staatliche Tafel geholt hat: Es gebe eben ein allgemeines Interesse, politisch oder religiös motivierten Parallelgesellschaften entgegenwirken zu können. Einmal abgesehen davon, dass man Gesellschaften, egal welcher Form, nie entgegenwirken sollte – es handelt sich dabei um Menschen –, gibt es an dem Beschluss nichts zu rütteln. Die Schulpflicht gilt auch für Ausländerkinder in Deutschland, und zwar nicht erst, seit die Politik das Modewort Integration entdeckt hat. In Großstädten wie Berlin setzen die Behörden sie rigide durch, in der Regel haben nur Diplomatenkinder Aussicht auf Befreiung. So weit, so sinnvoll. Aber Integration ist keine Bringschuld. Soll sie gelingen, gehören dazu beide Seiten. Dass man auch an staatlichen Schulen, in deren Klassen mehr als die Hälfte der Kinder muslimischen Glaubens sind, so tut, als sei der Islam ein weit entferntes Phänomen des Orients, hilft wenig weiter. Wer andere in die Pflicht nimmt, muss sich auch selbst in die Pflicht nehmen. Wer andere öffnen will, muss sich selbst öffnen. Die Integration ist nicht gescheitert. Wir fangen gerade erst damit an.neu

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