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Peter Mandelson:: "In harten Zeiten rücken Familien zusammen“

Angesichts der Wirtschaftskrise holt sich der britische Premierminister Gordon Browns seinen ehemaligen Erzfeind ins Boot. Peer Mandelson soll mit seiner Erfahrung als EU-Handelskommissar aushelfen. Beobachter sind sich jedoch nicht sicher, wo Mandelson steht.

Den besten Witz über die Feindschaft zwischen Gordon Brown und Peter Mandelson hat der heutige Premier Brown selbst erzählt. Mandelson habe ihn um 10 Pence gebeten, um einen Freund anzurufen. "Hier hast du 20", habe er geantwortet, "dann kannst du sie alle anrufen".

Die Feindschaft begann 1994, als sich Mandelson, der dritte Gründungsvater von New Labour, in der Frage, wer Parteichef werden sollte, für Tony Blair entschied. Mandelson wurde Blairs "Consiliere". Als Labours Kommunikationschef ersetzte er die Rote Fahne im Labour-Emblem durch eine rote Rose. Er setzte Blair auf den Erfolgskurs in die Mitte. Brown grollte im Winkel. "Es war Blairs Tragödie", schrieb Blairs langjähriger Pressesprecher Alistair Campbell, "dass sich Mandelson und Brown, seine wichtigsten Mitstreiter, nie vertragen konnten."

Aber Mandelson ist nicht nur ein Feind Browns, auch mit der britischen Presse verbindet ihn eine Hassliebe. Dreimal machte sie Jagd auf ihn: Als es um seine Homosexualität ging, dann wurde er zweimal aus seinem Ministeramt gejagt. Einmal ging es um eine verheimlichte Hypothek, dann um den Pass für einen indischen Milliardär. Eine Untersuchungskommission sprach Mandelson frei, doch seine Karriere schien beendet. Blair schickte seinen unverzichtbarsten Mann als EU-Kommissar nach Brüssel.

All das erklärt den Schock, mit dem die Presse - und die Labourpartei - auf diese Ernennung reagierten. Der "Prinz of Darkness" kehrt zurück in die Grabenkämpfe der Londoner Politik, wo er sich am wohlsten fühlt. Als Lord im Oberhaus wird Mandelson das Handelsministerium leiten und Brown bei der Wirtschaftskrise helfen.

Steht es so schlimm um Brown? Die Ernennung ist ein Befreiungsschlag, mit dem er alles auf eine Karte setzt. Mandelsons strategische Weitsicht, seine Kenntnis der internationalen Politik nach seiner Zeit als EU-Handelskommissar - Brown wird sie in der Bankenkrise brauchen. Wichtiger ist, dass die Ernennung die Partei zur Räson bringt. Mit Mandelson sind alle Kritiker vom Blairflügel eingebunden, auch den jungen Rebellen ist eine Lektion erteilt. Die Linke aber, deren Hoffnungen auf einen Linksruck Brown oft weckte, weiß nun, wo Brown steht: Neben dem der Linken verhassten Mandelson.

"In harten Zeiten rücken Familien zusammen", sagte Mandelson und gelobte Brown eherne Treue. Der habe sich einen Piranha ins Boot geholt, schreiben dagegen Beobachter. Wen wird Mandelson verschlucken? Browns Gegner - oder den Premier?

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