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Meinung: Pizza aus Peking

Alle reden vom amerikanischen Imperialismus. Von HollywoodFilmen, die die Kinos der Welt überschwemmen, von brauner Brause, die die Zähne der internationalen Jugend mit Karies überzieht.

Alle reden vom amerikanischen Imperialismus. Von HollywoodFilmen, die die Kinos der Welt überschwemmen, von brauner Brause, die die Zähne der internationalen Jugend mit Karies überzieht. Doch mal im Ernst: Wer möchte sich wirklich dabei erwischen lassen, bei McDonald’s das Supersparmenü in sich reinzuschlingen? Der wahre Kulturimperialismus, der, der nicht mit Macht gepaart ist, sondern auf sanften Füßen daherkommt, ist der italienische. Ob Schuhe von Todd’s, Anzüge von Armani oder der Antipasti-Teller beim Italiener: Echtes Prestige besitzt nur, wer in Fragen von Ästhetik und Geschmack auf Italien setzt. Und die Italiener sind ihrerseits auf eine meist verschmitzt zurückhaltende Art davon überzeugt, dass die schönste Kleidung, das beste Essen nur aus Italien kommen kann. Dieses Überlegenheitsgefühl bekommt jetzt einen Knacks. Italienische Zeitungen melden, dass 20 Prozent der Tomaten, die zu Soße verarbeitet Pizza und Pasta veredeln, aus China importiert werden. Italienische Patrioten mögen jetzt darauf verweisen, dass es auf die richtige Verarbeitung, nicht auf die Herkunft der Frucht ankommt. Zumal man auch der heutigen Pasta nicht ansieht, dass sie Marco Polo einst ebenfalls aus China importierte. Allein, ein Fleck auf der kulinarischen Weste Italiens bleibt. Ein roter. clw

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