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Pläne für Coffeeshop: Grüne wollen, dass es sich im Görli besser kiffen lässt

Die Kreuzberger Grünen sind für die Einrichtung eines "Coffeeshops" im Görlitzer Park. Werner van Bebber fragt sich nun, ob damit das Drogenproblem im Park gelöst werden kann - oder ob es nicht einfach nur andere Kunden anziehen würde.

Die Kreuzberger Grünen sind gesellschaftspolitisch ganz weit vorne, jedenfalls glauben sie das. Kein Wunder, dass sie ein neues Modellprojekt planen – den deutschlandweit ersten amtlich geförderten „Coffeeshop“, eine legale Abgabestelle für Cannabisprodukte. Anlass für den Vorschlag ist der Streit um den Görlitzer Park, der zu einer Art Dealer- Grünfläche geworden ist. Manche stört das, andere finden es praktisch. Die grüne Politavantgarde nutzt die Sache für einen neuen Vorstoß in Sachen „Legalize it“.

Auch Nichtraucher können sich auf einen Streit über den Antrag „Coffeeshop am Görlitzer Park“ einlassen, den die Bezirksverordneten am Mittwoch beschließen sollen. Eine noch zu beantragende Ausnahmegenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel soll den Versuch ermöglichen – begründet mit „wissenschaftlichen oder anderen im öffentlichen Interesse liegenden Zwecken“. Der Antrag hat seine Logik. Erstens, so die Begründung, zeige die Situation am Görlitzer Park, „dass die Prohibitionspolitik der letzten Jahrzehnte gescheitert ist. Sie führt nicht zu weniger Drogenkonsum, verhindert einen effektiven Jugendschutz sowie eine gezielte Präventions- und Hilfsarbeit“.

Bezirklich lizensierte Cannabisabgabestelle in Berlin?

Wohl wahr. Rauschgiftdelikte und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz nehmen seit Jahren zu (wie der Rauschmittelgehalt im Cannabis) – wobei Kriminalstatistiker von einem „Kontrolldelikt“ sprechen: Je mehr man nach Verstößen sucht, desto mehr findet man. Dass Prohibition nicht funktioniert, sondern zu allerlei kriminellen Aktivitäten und umfangreichem Schwarzhandel führt, ist allerdings seit dem amerikanischen Großversuch mit Alkohol von 1919 bis ’33 bekannt. Doch kann man daraus schließen, dass das Gegenteil richtig ist, die Einrichtung einer bezirklich lizensierten Cannabisabgabestelle?

Coffeeshop könnte Kundenstrom auslösen

Zwei Folgen sind garantiert: Jeder Vierzehnjährige wird das von besorgten Eltern vorgebrachte Argument, Cannabis sei schlecht für ihn, mit der Frage kontern: „Hä?! Das gibt’s legal!“ Und zweitens wird sich, anstelle des Dealertourismus im Görlitzer Park, ein Kundenstrom aus der ganzen Stadt zum Bezirks-Coffeeshop bemühen. Und dann? „Personen mit problematischen Konsummustern“ könnten im Coffeeshop „eher“ erreicht werden, glauben die Grünen. „Sechs Gramm, wie immer“, nuschelt der Stammkunde – und der bezirkliche Drogenberater sagt: „Du, ich seh’ dich hier so oft – wir müssen reden!“

Cannabis-Produkte wirken nachhaltig

Daraus spricht eine Fürsorge- und Betreuungsmentalität, die in der Drogenpolitik nicht weitergeführt hat. Wer mit notorisch bekifften Jugendlichen zu tun hat, weiß, wie nachhaltig Cannabis-Produkte wirken. Sozialarbeiter und Polizisten haben zu dem Problem, sich kiffend den Anforderungen des Tages zu entziehen, viel zu erzählen. Auch wenn man wie der Abgeordnete Wolfgang Neskovic argumentiert, in staatlichen Coffeeshops wäre Verbraucherschutz möglich, also die Abgabe von geprüftem Dope, hätte die Shop-Politik vor allem einen Effekt: eine weitere Droge neben Alkohol und Zigaretten würde legitim.

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