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Plagiat-Entdecker Fischer-Lescano: "Ich war zunächst sprachlos"

Juristen machen öfter Nachrichten, als man angesichts ihrer spröden Materie denken mag. Andreas Fischer-Lescano zum Beispiel, der den akademischen Betrug Karl-Theodor zu Guttenbergs entlarvte und jetzt auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts für Flughafendemos erstritten hat.

Für grundsolide politische Lagerdenker ist der Fall natürlich klar: Ein Linker, der nun den Liebling aller Deutschen effektvoll abzuschießen trachtet. Zumal Fischer-Lescano bei dem von Andrea Ypsilanti gegründeten Thinktank dabei und Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung ist.

Nun sind Wissenschaftler meist unbegabte Lagerdenker, sonst wären sie keine Wissenschaftler, da macht der Bremer Juraprofessor für Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht keine Ausnahme. Man darf ihm abnehmen, wenn er sagt, Neugier und die Literatursammlung für ein Seminar hätten ihn zu Guttenbergs 2009 erschienenem Werk getrieben, und auch, dass er stutzig wurde, als er die Argumentation zum fehlenden Gottesbezug in der EU-Verfassung las. Sie mutete ihm dünn an, hatte er doch nach einem „summa cum laude“ bei einem Doktorvater mit Weltruf mehr erwartet.

Also googelte der ebenfalls mit der Höchstnote Promovierte die Passagen und stieß auf den Text einer Journalistin. „Ich war sprachlos und konnte das nicht glauben“, sagt er. Dass der 38-Jährige seine Entdeckung dann nicht nur der Fachzeitschrift „Kritische Justiz“ antrug, sondern auch einer Tageszeitung, wird man ihm kaum verübeln können.

Es sei ihm auch um politische Integrität und ein Versagen des Wissenschaftssystems gegangen. Rechtswissenschaftler sind keine Psychologen, so war ihm das Phänomen kognitiver Dissonanz wohl fremd, dessen Folgen er seitdem massiv zu spüren bekommt. Wer nur fest an etwas glaubt, kommt mit der gegenteiligen Wahrheit nicht zurecht. Etwa wenn einer, der Anstand predigt, unanständig ist. Die innere Spannung sucht sich ein Ventil, das im Guttenberg-Fall Fischer-Lescano heißt.

Man bombardiert ihn mit Mails, beschimpft ihn als Teil einer kommunistischen Weltverschwörung. Deshalb ist er abgetaucht und will, bis auf ein Gespräch mit seiner Heimatzeitung, nichts sagen. Er hat seinen Job gemacht. Nicht mal sehr gründlich, das systematische Durchforsten überließ er anderen. Das Buch ödete den Rezensenten an. Ein Vorwurf, fast schlimmer als der des Plagiats.

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