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Das polnische Parlament hat das Schächten untersagt. Juden fürchten nun um ihre Kultur.

© AFP

Polen verbietet Schächten: Juden fühlen sich ausgegrenzt - zu Recht

Schächten ist eine blutige Angelegenheit. Dennoch ist die Religionsfreiheit wichtiger, kommentiert Christian Böhme. Die Debatte ist von antisemitischen Ressentiments geprägt.

Keine Frage, Schächten ist eine blutige Angelegenheit. Und Tierschützer werden nicht müde, gegen das betäubungslose Schlachten zu Felde zu ziehen: eine einzige Quälerei, die Tieren unnötigerweise schlimme Schmerzen und Leid zufüge. In Polen können die Aktivisten nun einen Erfolg vermelden. Das Parlament hat es – befreit vom Fraktionszwang – abgelehnt, ein geltendes Schächtverbot per Gesetz wieder aufzuheben. Doch was Tierschützer womöglich jubeln lässt, kommt für Juden einem Affront gleich. Sie fühlen sich ausgegrenzt, missachtet und sehen ihr verbrieftes Recht auf freie Religionsausübung in Gefahr.

Zu Recht. In den vergangenen Monaten gab es eine regelrechte Kampagne gegen die „grausame jüdische Schlachtmethode“. Überhaupt machten sich in der Debatte immer wieder antisemitische Ressentiments bemerkbar. Einige Parlamentarier argumentierten zudem perfide damit, das Schächten sei der „polnischen Kultur fremd“. So verunglimpft man ein Ritual, das zum elementaren Bestandteil des Judentums gehört. Mit dem Grundrecht auf Religionsfreiheit hat das nichts zu tun. Und die Frage, ob ein Bolzenschuss als Betäubungsmethode bei der Massentierschlachtung tatsächlich „humaner“ ist als ein gezielter Kehlschnitt, lassen wir hier einfach mal unbeantwortet.

Lesen Sie hier mehr über das Schächtverbot in Polen und die Situation in Deutschland

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