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Meinung: Politik nach Adam Ries

Das ist die späte Rache von Adam Ries, dem alten Zahlenfuchs, der in Annaberg lehrte, an seinen PolitikerLandsleuten. Nicht die Parteien, auch nicht der Ministerpräsident und schon gar nicht der außer Dienst gestellte König Kurt bestimmen, wer den Freistaat künftig regiert – die Arithmetik tut’s.

Das ist die späte Rache von Adam Ries, dem alten Zahlenfuchs, der in Annaberg lehrte, an seinen PolitikerLandsleuten. Nicht die Parteien, auch nicht der Ministerpräsident und schon gar nicht der außer Dienst gestellte König Kurt bestimmen, wer den Freistaat künftig regiert – die Arithmetik tut’s. So perfide kann Demokratie sein: In Sachsen sind CDU und SPD vom Wähler quasi aneinander gekettet worden. Keine andere als die schwarz-rote Koalition ist mehrheitsfähig – obwohl sich doch künftig sechs Parteien im Parlament an der Elbe drängeln werden. Mit einer von denen will niemand, verständlicherweise. Mit einer anderen will zumindest die CDU definitiv nicht. Was dann noch an Varianten bliebe, reicht wegen der schwächelnden SPD hinten und vorn nicht zum Regieren. So wird Schwarz-Rot vielleicht einmal als das Dresdner Modell der ungroßen Zwangskoalition in die deutsche Politikgeschichte eingehen. Weil dieser Konstellation zudem der Geruch des Verliererbündnisses anhaftet, könnte sie ganzen Generationen von Politikwissenschaftlern Stoff für ihre Abhandlungen über die Wechselfälle der Demokratie geben: Sie muss vieles tun dürfen, aber sie muss manchmal auch müssen dürfen – oder so ähnlich. Die Karten darf in Dresden jetzt die Splitterpartei SPD mischen, weil ohne sie nichts geht. In Annaberg sollte man in Ries’ Wohnhaus noch mal graben, ob sich vielleicht irgendwo doch ein Parteibuch dort findet. sc

Seiten 1 bis 4

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