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Sie öffnete ihm die Türen in die Welt der Stars. Schauspielerin Veronica Ferres, Carsten Maschmeyer.

© dapd

Politikerfreund Maschmeyer: Über die destruktive Kraft von Netzwerken

Wie man mit "Beziehungsarbeit" erfolgreich lebt, erklärt uns Wulff-Freund Carsten Maschmeyer in seinem neuen Buch. Unser Kolumnist Matthias Kalle möchte lieber allein sein auf der Welt, wenn er so etwas liest und an Maschmeyer und Veronica Ferres denkt.

Ach, eigentlich dachte ich ja, ich müsste an dieser Stelle jetzt mal alle „Kollegen“ beleidigen, die jetzt seit drei Wochen „Forderungen“ an Joachim Gauck stellen, und wollen, dass er noch was „lerne“, und die dabei gleichzeitig darauf hinweisen, dass Gauck, der ja am Sonntag zum Bundespräsidenten gewählt wird, gar kein richtiger Held gewesen sei, damals, Ende der 80er Jahre in der DDR, das es ja Pfarrer gab, die waren viel, viel heldenhafter als Gauck, und im Neuen Forum und im Bündnis 90 – tja, da waren natürlich noch ganz andere Helden und Bürgerrechtler, vielleicht, eventuell, man weiß es nicht genau, haben die sogar mehr riskiert als Joachim Gauck.

Bilder aus dem Leben Joachim Gaucks:

Ja nu. Eigentlich müsste man also jetzt schreiben, dass all das ganz wenig über Joachim Gauck aussagt, aber ganz viel über den Untertanenjournalismus in Deutschland, der ja nichts anderes formuliert als eine Sehnsucht nach einem Helden, einem großen Mann, einen... Und es ist, ganz nebenbei, auch ein kleiner Schmerz, der sich durch die Anti-Gauck-Artikel zieht, nämlich der Schmerz, dass noch ein Ostdeutscher ein hohes politisches Amt bekleidet, denn so langsam zerstören die realen Biografien wohl mache Outsider-These, die vor allem ostdeutsche Publizisten gerne hervorkramen – nicht zuletzt, um sich selber dadurch zu erheben. Aber dann las ich den Vorabdruck des Buchs von Carsten Maschmeyer, und obwohl ich diesem Mann viel, wenn nicht alles, zugetraut habe, saß ich fassungslos am Schreibtisch.

Fotos: Die Welt des Carsten Maschmeyer

Das Buch von Carsten Maschmeyer hat den Titel „Selfmade“, die Unterzeile lautet – ohne Witz: „erfolg reich leben“. In dem Vorabdruck ging es um das sogenannte „netzwerken“, also um Beziehungen und Maschmeyer kommt zu dem Schluss: „Häufig ist Beziehungsarbeit lohnender als rein fachliche Arbeit.“ Interessant auch folgende Aussage: „Oftmals sind die mächtigsten und bekanntesten Personen einer Berufsgruppe gar nicht unbedingt intelligenter oder qualifizierter als der Durchschnitt – sie haben einfach mehr Kontakte und besserer Beziehungen, die sie meist seit langer Zeit pflegen und wechselseitig nutzen.“ Die Aussage wiederholt Maschmeyer einige Male in verschiedenen Varianten, bis es auch der Intelligenteste und Qualifizierteste begriffen haben dürfte. Aber wenn ich das lese und an Maschmeyer denke und an Veronica Ferres, dann möchte ich in diesem Moment alleine auf der Welt sein – keine Freunde, keine Bekannten, keine Netzwerke, keine Beziehungen.

Bilder: Die Causa Wulff

Es mag ja sein, dass Maschmeyer recht hat und ich das nur nicht glauben möchte – nur: Sollte es vielleicht nicht zur Abwechslung auch mal darum gehen, wie man im Job anständig und selbstbestimmt bleiben kann? Würde sich so ein Buch nicht auch verkaufen?

Immerhin schreibt Maschmeyer auch darüber, wie er Veronica Ferres kennen gelernt hat – offensichtlich dank seiner Beziehungen, Netzwerke, Freundschaften (seine Ex-Frau lernte der Mann übrigens auf der Arbeit kennen). Maschmeyer schreibt: „Als mich Christian Wulff auf der Berlinale 2007 mit meiner heutigen Partnerin Veronica Ferres bekannt machte, fragte sie mich nach meinem Beruf- „Finanzen und Versicherung“, antwortete ich, und da sagte sie: „Oh, da könnte ich auch einmal einen Ratschlag gebrauchen.“ Sie trafen sich dann wieder auf dem Geburtstag des Scorpions-Sängers Klaus Meine und später noch bei Dreharbeiten in Südafrika und dann... Aber lassen wir das an dieser Stelle, denn die destruktive Kraft von Beziehungen und Netzwerken sollte jetzt jedem deutlich sein.

Dann war ich am Donnerstag auf der Buchmesse in Leipzig, Carsten Maschmeyer habe ich da genau so wenig gesehen wie Christian Kracht, dafür sah ich irre viele Jugendliche in absurden Kostümen – Fans der japanischen Manga-Kunst. Die Jugendlichen strömten in die Halle, in der die Comic-Verlage ausstellten, und obwohl ich die Leidenschaft nicht verstehe, machte sie mir gute Laune, denn am Ende bedeutet das nichts anderes als: Jugendliche lesen. Bücher. Geschichten. Sie identifizieren sich mit diesen Geschichten, ihre Kostüme zeugen von Fantasie, von Kreativität. Und da dachte ich dann, dass ich Dinge nicht immer verstehen muss, um sie gut zu finden.

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