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Meinung: Politischer Bankrott

Ganze sieben Tage regierte der peronistische Präsident Adolfo Rodríguez Saá, dann jagte das Volk sein Kabinett davon. Der Mann ist dem Amt nicht gewachsen, das haben die ersten 48 Stunden in der Casa Rosada gezeigt.

Ganze sieben Tage regierte der peronistische Präsident Adolfo Rodríguez Saá, dann jagte das Volk sein Kabinett davon. Der Mann ist dem Amt nicht gewachsen, das haben die ersten 48 Stunden in der Casa Rosada gezeigt. Mit einem gelackten Lächeln thronte der Provinzfürst wie eine Mischung aus Juan Peron und Silvio Berlusconi über der politischen und wirtschaftlichen Ruine Argentinien, als sei der Pampastaat noch ein Königreich, in dem es viel zu verteilen gebe. Seine Ministerriege war von Korruptionsskandalen gezeichnet, auch Rodríguez Saá selbst ist als Gouverneur erstaunlich schnell zu Reichtum gekommen. Er sollte nur bis zu Neuwahlen im März regieren, spekulierte dann aber mit einer Amtszeit bis 2003. Damit hat er in den Augen seiner Landsleute überreizt. Argentinien erlebt in diesen Tagen nicht nur einen finanziellen Kollaps, sondern auch den Bankrott seiner politischen Klasse. Die Peronisten zanken sich wie Hyänen um einen Kadaver. Das Sammlungsbecken populistischer Caudillos hat jetzt ein gefährliches Machtvakuum provoziert, dabei sind schmerzhafte Entscheidungen nötig. Das Volk hat deutlich gemacht, woran sich jede neue Regierung messen lassen muss: Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Gemeinsinn. Das sind nicht gerade die Tugenden argentinischer Politiker. Sie zeigen lieber auf den Weltwährungsfonds, der zweifellos eine Mitschuld am Desaster trägt. Doch der Niedergang Argentiniens hat vor vielen Jahrzehnten begonnen; es wäre zu viel der Ehre, allein den IWF dafür verantwortlich zu machen.

Glü

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