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PORTRÄT: Achim Meerkamp: "Wir streiken auch nach der Sommerpause"

Der Leiter des Kita-Streiks ist im Moment nur schwer zu erreichen. Am Montag hat er vor fast 30000 Erzieherinnen und Erziehern gesprochen. Für die Geringverdiener in den Kindertagesstätten will Achim Meerkamp bis zu 1000 Euro mehr pro Monat durchsetzen.

Achim Meerkamp ist nur über Handy zu erreichen. Wenn er nicht gerade in einem der immer noch vorhandenen Funklöcher zwischen Köln und Berlin, Fulda und Hamburg verschwindet. Im Moment verbringt Meerkamp viel Zeit im Dienstwagen. Bei der Gewerkschaft Verdi ist der 53-jährige zweifache Vater für die Kindertagesstätten zuständig – und da die Erzieherinnen in den Kitas gerade streiken, fungiert Meerkamp als ihr oberster Streikführer. Von der Verdi-Zentrale am Berliner Spreeufer aus rast er von Termin zu Termin, spricht mit Kolleginnen, Politikern und Arbeitgebern.

Am Montag hat er in Köln vor fast 30 000 Erzieherinnen (90 Prozent der Kita-Mitarbeiter sind weiblich) gesprochen. Die Beschäftigten sind seit einem Monat im Ausstand. Abends ging es nach Fulda, dort versucht er dem Kommunalen Arbeitgeberverband, also Bürgermeistern und Landräten, einen Gesundheitstarifvertrag für die Kitas abzutrotzen. Zusammen mit der Schwestergewerkschaft GEW und dem Beamtenbund kämpft Meerkamp nicht nur für mehr Geld, sondern für bessere Arbeitsbedingungen und ein höheres Berufsprestige der 220 000 Erzieherinnen und Sozialarbeiter in Städten und Gemeinden.

Unter Kollegen gilt Meerkamp als seriös, seine Politik als transparent, seine Verhandlungsführung als angemessen. Er sei besonnen, er trinke lieber Tee als Kaffee, sagt jemand, der ihn aus zähen Tarifrunden im öffentlichen Dienst kennt. Andere sagen, manchmal sei er zu milde, zu moderat, zu nett. An der Verdi-Spitze ist Meerkamp relativ neu, erst 2007 hatten ihn die Delegierten mit 90 Prozent der Stimmen in den Bundesvorstand der Gewerkschaft gewählt.

Im Gegensatz zu anderen Verdi-Spitzenleuten erklärt das SPD-Mitglied Meerkamp, dass der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, dem die Gewerkschaft 2005 zugestimmt hatte, „an vielen Stellen nicht gelungen“ sei. Vorher zum Beispiel verdiente eine Erzieherin bis zu 3200 Euro brutto im Monat. Seit 2005 neu angestellte Kolleginnen bekommen oft nur noch 2400 Euro. Der Streikleiter will für die Geringverdiener in den Kindertagesstätten bis zu 1000 Euro mehr pro Monat durchsetzen – das wäre immer noch fast 1000 Euro weniger, als in dänischen Kitas gezahlt wird. Die Arbeitgeber hatten bis Montag maximal 220 Euro mehr Gehalt angeboten.

Meerkamp sagt: „Bewegen sich die Arbeitgeber nicht, streiken wir auch nach der Sommerpause weiter.“Hannes Heine

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