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PORTRÄT ALEX SALMOND SCHOTTISCHER NATIONALIST:: „Wir werden Guerillakrieg führen“

Schon an dem verschmitzten Lächeln, das sein Gesicht zum Leuchten bringt, wenn er nur eine gewöhnliche Parlamentsrede hält, sieht man, dass Alex Salmond mehr weiß als die anderen. Und man sieht, dass er das auch weiß.

Schon an dem verschmitzten Lächeln, das sein Gesicht zum Leuchten bringt, wenn er nur eine gewöhnliche Parlamentsrede hält, sieht man, dass Alex Salmond mehr weiß als die anderen. Und man sieht, dass er das auch weiß. Der kleine, runde Schotte, 57 Jahre alt, war immer der Beste. An der Uni St. Andrews, als Volkswirtschaftler bei der Royal Bank of Scotland, als Abgeordneter im Londoner Unterhaus und erst recht, als er 1990 Chef der schottischen Nationalpartei SNP wurde. Kaum Parteichef, warb er Sean Connery als Stimme des schottischen Nationalismus an und mit einem Schlag hatte die obskure Nationalistenpartei weltweiten Sexappeal. „Wee Eck“, nennen die Schotten den Strahlemann, was so viel wie „Kleiner Alex“ heißt, aber wohl am besten mit „Cleverle“ zu übersetzen wäre.

Als sich Salmond am Freitag nach der schottischen Parlamentswahl zum Siegesfoto stellte, war aus dem Lächeln ein breites Lachen geworden. Salmond strahlte: Über den Totalsieg seiner SNP und die rosigen Aussichten, die sich ihm und Schottland eröffnen. Er hat eine klare Regierungsmehrheit und ist seinem Ziel, Schottland in die Unabhängigkeit zu führen, einen guten Schritt näher gekommen. Noch wichtiger ist aber, dass die Schotten ihm eine wunderbare Hand für das Poker ausgeteilt haben, das nun mit London beginnt.

Gleich nach dem Wahlsieg der SNP telefonierte er mit dem britischen Premier. David Cameron gratulierte. Salmond dankte und fuhr fort: „Nun werden wir einen Guerilla Krieg um Steuern und Ausgaben führen.“ In Schottland dagegen gab sich Salmond jovial, vernünftig, sogar nachgiebig. Nicht umsonst führte er vier Jahre lang erfolgreich eine Minderheitsregierung und gab sich dabei als Landesvater. „Wir haben zwar die klare Mehrheit im Parlament, aber kein Monopol auf Weisheit“, flötete er und lud andere Parteien zur Mitarbeit ein – vor allem darüber, wie der Wahlzettel für das Unabhängigkeitsreferendum formuliert werden soll.

Wenn es nach Salmond geht, kommt das Referendum nicht so schnell. Vielleicht 2015, wenn der Wirtschaftsschock von 2009 vergessen, Schottlands Wirtschaft gestärkt und der Unabhängigkeitswille der Schotten wieder kräftiger ist als im Moment. Aber verhandeln, mehr Rechte, mehr Geld vom Kuchen fordern, der in London verteilt wird, das kann man doch immer. Und genau deshalb haben die schlauen Schotten ihren Wee Eck gewählt.Matthias Thibaut

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