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PORTRÄT ALFRED GUSENBAUER, SPÖ-CHEF: "Es hat sich nichts geändert“

Seit acht Jahren ist der 48-jährige Alfred Gusenbauer mittlerweile SPÖ-Chef. Plötzlich war er sogar Österreichs Bundeskanzler. Die Kritik an ihm reißt trotzdem nicht ab.

Österreichs Bundeskanzler trat gelassen vor die Journalisten: „Es hat sich nichts geändert. Und die Telefonnummern sind bekannt.“ Denn egal was am Montagnachmittag im Präsidium der Sozialdemokratischen Partei passiert war: Alfred Gusenbauer war nach wie vor Kanzler, die SPÖ nach wie vor an der Macht und in einer Regierung mit der ÖVP. Doch dann hatte der Satz noch eine Nebenbedeutung, die vielleicht sogar noch wichtiger – und mindestens ebenso richtig ist. Denn selbst wenn Gusenbauer im SPÖ-Präsidium am Montag zumindest offiziell entmachtet wurde und mit dem Infrastrukturminister Werner Faymann ein neuer geschäftsführender SPÖ-Chef bestellt wurde: Es hat sich wirklich nichts geändert. Und das freut vor allem einen – Alfred Gusenbauer selbst.

Seit acht Jahren ist der 48-jährige Gusenbauer mittlerweile SPÖ-Chef. Er hat die Partei sechs Jahre lang durch die Oppositionszeit geführt, immer wieder war er in dieser Zeit schon vor allem von den Landeschefs attackiert worden, weil er ihrer Meinung nach kein Siegertyp sei. Dann gewann Gusenbauer 2006 die Wahl, vor allem deshalb, weil die ÖVP noch stärker verlor als die SPÖ, und plötzlich war er tatsächlich Kanzler. Die Kritik an ihm riss trotzdem nicht ab. Tatsächlich leistete sich Gusenbauer einige peinliche Ausrutscher, inhaltlich und personell konnte die SPÖ bis dato der Wiener Regierung ihren Stempel nicht aufdrücken, die Werte der Partei rasseln in den Keller. Seit Anfang des Jahres murren die Landeschefs deshalb bereits wieder – vor allem, weil sie fürchten, durch die schlechte Vorstellung der Bundespartei selbst unter Druck zu kommen. Anfangs war das Gusenbauer noch egal, doch seit ein paar Wochen murrte auch der an sich mächtige Wiener Parteichef Michael Häupl. Inoffiziell forderte auch er Gusenbauers Demission.

Doch diesen Montag hat Gusenbauer einmal mehr bewiesen, dass er zwar nicht unbedingt als Volkskanzler ankommt, aber in seiner langen Parteikarriere taktisch bestens geschult wurde. Infrastrukturminister Werner Faymann, der nun den geschäftsführenden Parteichef gibt, ist nicht nur der erklärte Liebling der Boulevardzeitungen – sondern auch ein enger Freund Gusenbauers. Auch wenn Faymann ambitioniert ist: Nun ist er als Regierungsmitglied und geschäftsführender Parteichef mit im Team. Und Gusenbauer hat zumindest die erste Attacke auf seine Kanzlerschaft abgewehrt. Markus Huber

Markus Huber

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