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PORTRÄT AUMA OBAMA PRÄSIDENTEN-HALBSCHWESTER:: „Deutschland ist schon ganz schön weit“

Sie kann Barack Obama „meinen kleinen Bruder“ nennen: Auma Obama ist die ältere Schwester des amerikanischen Präsidenten. Bis zum Wochenende ist sie in Mannheim und tritt auf dem Katholikentag auf.

Sie kann Barack Obama „meinen kleinen Bruder“ nennen: Auma Obama ist die ältere Schwester des amerikanischen Präsidenten. Bis zum Wochenende ist sie in Mannheim und tritt auf dem Katholikentag auf.

Deutschland ist für Auma Obama ein Stück Heimat. Hier hat sie viele Freunde, hier ist sie erwachsen geworden, sagt sie in perfektem Deutsch. Sie fand die Texte von Bertolt Brecht und Heinrich Böll toll, wo solche Schriftsteller leben, das wollte sie hin – und studierte Germanistik und Soziologie in Saarbrücken, Heidelberg und Berlin; später arbeitete sie für die Friedrich-Ebert-Stiftung. Ihre Autobiografie „Das Leben kommt immer dazwischen“ hat sie nur auf Deutsch geschrieben.

Auma, 1960 geboren, ist beim Vater in Kenia aufgewachsen, Barack bei der Mutter in Hawaii. Als die beiden sich begegneten, waren sie schon Anfang 20. Sie hätten sofort einen Draht zueinander gehabt, der seitdem nicht mehr abgerissen sei. Barack sei ein „wunderbarer Mensch mit vielen Talenten“ sagt Auma Obama, mehr will sie über ihren prominenten Bruder aber gar nicht sagen. Lieber spricht sie über ihre Arbeit bei der Hilfsorganisation „Care“ in Nairobi, wo sie mit Freund und Tochter heute lebt. Sie versucht, Kinder aus Slums zu holen, sie mithilfe von Sport zu motivieren, ihr Leben zu ändern. Wie Barack Obama ist sie davon überzeugt, dass man Menschen verändern und verkrustete Strukturen aufbrechen kann.

Nicht alles, was sie in Deutschland erlebt hat, war toll, klar. Am Anfang sei sie scheel angeschaut worden. Das war sie nicht gewöhnt, in Afrika starrt man die Menschen nicht so an. Aber sonst sei Deutschland doch schon ganz schön weit gekommen, was das Zusammenleben verschiedener Kulturen angeht, sagt sie. Deshalb kann sie die aufgeregten Debatten um Integration in Deutschland nicht so richtig nachvollziehen.

„Kampf der Zivilisationen oder Dialog der Kulturen?“ hieß die Veranstaltung, bei der sie am Donnerstag mitdiskutierte. Ach je, wieder so eine Frage, sagte Auma Obama und schüttelte den Kopf. „Eigenverantwortung ist das Wichtigste, um seinen Platz im Leben zu finden, das gilt für Menschen in allen Kulturen.“ Man müsse direkt mit den Menschen sprechen, um die es geht, und nicht so viel mit den Schlaumeiern über die anderen reden. Und noch einen Rat hat sie für die Deutschen: Emotionen raus aus der Debatte, Sachverstand rein. Tut gut, so was immer mal wieder zu hören. Claudia Keller

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