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Porträt: „Bewiesen, dass ich hierher gehöre“

Manche sehen in Cedrik-Marcel Stebe schon den neuen Boris Becker. Eine Gemeinsamkeit gibt es auf jeden Fall: Hinter dem Blondschopf stehen ehrgeizige Tennis-Eltern.

Plötzlich stand er im Rampenlicht, der schüchterne 21 Jahre alte Blondschopf aus Vaihingen an der Enz und lief wie ein Olympiasieger in eine schwarz- rot-goldene Flagge gehüllt seine Ehrenrunde am Hamburger Rothenbaum. Cedrik-Marcel Stebe hatte am Sonntagabend mit seinem Sieg im entscheidenden Einzel die deutschen Tennisspieler vor dem Abstieg in die zweite Liga bewahrt. Mit einem Schlag war er bekannt. „Ich habe bewiesen, dass ich hierher gehöre“, sagte er.

In ihrer Euphorie mochten sich die Zuschauer gedacht haben, da käme jetzt ihr neuer Tennisheld daher. Einer wie Boris Becker, der als junger Kerl nun die großen Trophäen abräumen und die Spitze der Weltrangliste erklimmen würde. Becker hatte damals Eltern, die seine Karriereambitionen von klein auf unterstützten. In diesem noch heute kostspieligen Sport ist die Eigeninitiative der Familie unerlässlich. Doch die Beispiele von Stefanie Graf oder ihrem heutigen Ehemann Andre Agassi zeigten auch die Schattenseiten des elterlichen Ehrgeizes auf, bei denen die Kinder oft über die Grenzen hinaus zur Höchstleistung getrieben wurden. Auch im Fall von Stebe sind Vater und Mutter eng an seiner Karriereplanung beteiligt, seit dem Sommer jedoch in einer Weise, die Beobachter bedenklich stimmt.

Heinz Stebe, ein Ingenieur, gründete die „CMS Management“- Agentur und übernahm die Regie über das Berufsleben seines Sohnes: Er nahm Cedrik aus der Schüttler-Waske-Akademie in Offenbach heraus, die den begabten Juniorenspieler bis auf Platz 71 der Weltrangliste gebracht und dessen Fitnessdefizite ausgemerzt hatte. Stattdessen installierte Vater Stebe mit Robert Flego einen Trainer, der in der Branche nicht zu den renommiertesten zählt, und der auf elterliche Anweisung handelt.

Cedrik-Marcel Stebe ist ein netter, intelligenter Junge, einer, der sich Sprachen im Vorbeigehen aneignet. Er fällt eigentlich nicht so gerne auf, hat es am liebsten ruhig. Er ist einer, der sich seinen Eltern nicht widersetzt. Seine Leistungen wurden in den letzten Wochen eher schlechter, er rutschte auf Rang 131 ab. Dann kam der Davis Cup, und vielleicht zum für ihn schlechtesten Zeitpunkt avancierte Stebe mit einem Überraschungssieg zum Helden. Er bestätigt seine Eltern nur darin, dass ihr eingeschlagener Weg doch der richtige sei. Dass Stebe das Erfolgserlebnis einen Schub geben kann, ist denkbar. Genug Kraft, um sich zu lösen, wird es ihm aber wohl nicht geben. Petra Philippsen

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