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PORTRÄT CHARLES M. HUBER SCHAUSPIELER UND MdB:: „Ich will nicht Obama sein“

Fast hätte Charles M. Huber seine erste Fraktionssitzung verpasst, so viele Interviews musste er am Montag geben.

Fast hätte Charles M. Huber seine erste Fraktionssitzung verpasst, so viele Interviews musste er am Montag geben. Der Schauspieler, bekannt durch seine Rolle als Kommissar Henry Johnson aus der ZDF-Serie „Der Alte“, ist nicht nur der prominenteste Neu-Abgeordnete im Bundestag, sondern neben SPD-Mann Karamba Diaby aus Halle auch der erste mit schwarzer Hautfarbe.

Charles M. Huber sitzt im Café Einstein Unter den Linden und lacht, wenn er von der Frage erzählt, die ihm einige Journalisten an seinem ersten Tag im Parlament stellten: „Ich will nicht Obama sein. Ich will gute Politik machen.“

Huber, der 1956 in München als Sohn eines Senegalesen und einer Deutschen geboren wurde und mit bürgerlichem Namen Karl-Heinz heißt, war in Hessen angetreten. Zwar konnte er seinen Wahlkreis in Darmstadt nicht gegen Brigitte Zypries gewinnen, doch dank des guten Ergebnisses der CDU ist er über die Landesliste reingerutscht. „Meine Hautfarbe hat im Wahlkampf überhaupt keine Rolle gespielt“, sagt er und betont damit, was selbstverständlich sein sollte.

Sicher kommt es nicht auf die Hautfarbe an. Aber ist es doch bemerkenswert, dass erst der 18. Deutsche Bundestag Mitglieder mit schwarzer Hautfarbe hat. „Integration vollzieht sich im Bereich des Selbstverständlichen“, sagt Huber. Und diese Selbstverständlichkeit hat es im Deutschen Parlament bisher nicht gegeben – was auch international als bemerkenswert angesehen wird. Zeitungen und Sendern aus Großbritannien, Frankreich, Kanada und den USA hat Huber Interviews gegeben.

Politisch konzentrieren will sich der CDU-Mann unter anderem auf die Entwicklungspolitik. Er hat bereits als Berater diverser Ministerien gearbeitet und war auch schon für die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN tätig. Im Senegal engagiert er sich privat für den Verein Afrika Direkt. Als Schauspieler hat er zuletzt 2010 im Musical „Mandela“ auf der Bühne gestanden. Zwar kam im vergangenen Jahr noch ein Angebot für eine öffentlich-rechtliche Serie, aber da habe er schon mitten im Wahlkampf gesteckt und dankend abgelehnt. Dabei dürfte er theoretisch weiter als Schauspieler arbeiten, sofern er wie jeder andere Abgeordnete mit Nebentätigkeit den Bundestagspräsidenten darüber informiert und sie angibt. Doch Huber will sich jetzt auf die Politik konzentrieren. Dabei will er Experimente wagen und das schließt für ihn ein, jetzt Gespräche mit den Grünen zu führen. Sonja Álvarez

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