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PORTRÄT CHRISTINE OCKRENT FRANZÖSISCHE FERNSEHCHEFIN:: „Auf meiner Ehre liegt kein Schatten“

Nichts geht mehr bei France 24, dem für das Ausland bestimmten TV-Nachrichtensender, den der frühere Präsident Jacques Chirac 2006 als französisches Pendant zu CNN schuf. Nur mit Gerüchten über interne Grabenkämpfe, gegenseitigen Anschuldigungen des Führungspersonals, Misstrauensvoten von Beschäftigten und Boykottaufrufen der Gewerkschaften macht der Sender, der die „Stimme Frankreichs“ sein sollte, derzeit von sich reden.

Nichts geht mehr bei France 24, dem für das Ausland bestimmten TV-Nachrichtensender, den der frühere Präsident Jacques Chirac 2006 als französisches Pendant zu CNN schuf. Nur mit Gerüchten über interne Grabenkämpfe, gegenseitigen Anschuldigungen des Führungspersonals, Misstrauensvoten von Beschäftigten und Boykottaufrufen der Gewerkschaften macht der Sender, der die „Stimme Frankreichs“ sein sollte, derzeit von sich reden. Im Mittelpunkt dieses „Kriegs der Chefs“ steht die geschäftsführende Direktorin Christine Ockrent.

Mit der 66-Jährigen, die einst der unbestrittene Star unter Frankreichs Fernsehjournalisten („Königin Christine“) war, will niemand mehr arbeiten. 82 Prozent der Redakteure sprachen ihr in einer Mitarbeiterbefragung das Misstrauen aus. Von den elf Direktoren des Senders geht keiner mehr zu Konferenzen, die in ihrer Anwesenheit stattfinden. Alain de Pouzilhac, der Präsident von France 24 und in Personalunion auch Präsident von Audiovisuel Extérieur de la France (AEF), der Dachgesellschaft aller auf das Ausland ausgerichteten Radio- und Fernsehsender, spricht nicht mehr mit ihr. In einem Rundschreiben an die Belegschaft unterstellte er alle Mitarbeiter seinen Anweisungen. In allen Belangen hätten sie sich nur noch direkt an ihn zu wenden. Ockrent, die auch bei AEF als Stellvertreterin de Pouzilhacs fungiert, ist daher mit einem Jahresgehalt von 315 000 Euro praktisch kaltgestellt.

Auslöser des Konflikts ist eine Affäre, die seit Oktober schwelt. Eine Zeitschrift hatte über die Ausspähung des Computersystems des Senders berichtet. Betriebsinterne Informationen und persönliche Dokumente waren auf der Festplatte des Computers einer engen Mitarbeiterin von Ockrent gefunden worden. Die Chefin wird als eventuelle Anstifterin beschuldigt. Das bestreitet sie jedoch: „Auf meiner Ehre liegt kein Schatten.“

Auch wenn die polizeiliche Untersuchung dieser Spionageaffäre den Verdacht von Ockrent nehmen sollte, wird sie es bei France 24 schwer haben. Mit ihrer autoritären Art hat sie sich viele Feinde gemacht. Als Lebensgefährtin des früheren Außenministers Bernard Kouchner, die während dessen Amtszeit ernannt worden war, hielt sie sich für unangreifbar. Und das wirkt wohl noch fort. Bei seinem kürzlichen Ausscheiden aus der Regierung soll Kouchner Staatspräsident Nicolas Sarkozy das Versprechen abgenommen haben, die Frau zu schützen. Hans-Hagen Bremer

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