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PORTRÄT CLAUDIA STAMM GRÜNE LANDTAGSABGEORDNETE:: „Ich fühle mich diffamiert“

Bayerns Landtagsabgeordnete versuchten am gestrigen Donnerstag, ihren durch die Beschäftigtenaffäre angeschlagenen Ruf wieder etwas zu verbessern. Im neuen, rigoroseren Abgeordnetengesetz wird die Anstellung von Verwandten bis zum vierten Grad verboten – darunter fallen auch Cousins und Cousinen.

Bayerns Landtagsabgeordnete versuchten am gestrigen Donnerstag, ihren durch die Beschäftigtenaffäre angeschlagenen Ruf wieder etwas zu verbessern. Im neuen, rigoroseren Abgeordnetengesetz wird die Anstellung von Verwandten bis zum vierten Grad verboten – darunter fallen auch Cousins und Cousinen. Eine bedeutende Rolle, auch bei der Überprüfung der bisherigen Verträge zwischen Abgeordneten und Mitarbeitern, spielt dabei Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Die leutselige Fränkin machte bisher allerdings keine allzu gute Figur bei der Aufklärungsarbeit.

Doch nicht nur die 68-Jährige steht in der Kritik, sondern seit gestern auch ihre Tochter Claudia Stamm, ebenfalls Landtagsabgeordnete. Die Mutter ist in der CSU, die Tochter hingegen bei den Grünen. Die „Zeit“ berichtete am Donnerstag von angeblichen familiären Seilschaften und einem unschönen Umgang der 42-Jährigen mit ihren Mitarbeitern. So ist Claudia Stamm mit ihrem Stimmkreisbüro in München-Giesing Untermieterin bei der Firma ihres Mannes, der die Räumlichkeiten gemietet hat. Der Ehemann wiederum, Fotograf und als Teilzeit-Hausmann für die Betreuung der beiden Kinder zuständig, soll immer wieder im Auftrag der Grünen fotografieren. Weiter wird Stamm unterstellt, Mitarbeiter ohne Verträge zu beschäftigen und sie loszuschicken, um Windeln oder Semmeln einzukaufen.

Die Politikerin twittert nun an diesem hektischen Tag: „Ich fühle mich diffamiert.“ In einer E-Mail hatte sie betont, dass sie die Miete von ihrer Pauschale als Abgeordnete bezahle. Im Büro würden viele grüne Veranstaltungen stattfinden. Ihre Mitarbeiter hätten alle Verträge, auch seien bei ihr weder Verwandte noch Verwandte ihres Mannes beschäftigt.

So stehen im Moment sowohl Mutter als auch Tochter in der Kritik. Obwohl sie politische Konkurrentinnen sind, scheint das Familienleben dennoch zu stimmen. „Ich bin erst einmal froh, dass sie sich für Politik interessiert“, sagt Barbara Stamm über die Tochter. Diese kam nach Studium und einer Journalistenausbildung beim Bayerischen Rundfunk erst 2008 zu den Grünen. In der Familie sei es eigentlich immer um Politik gegangen – und Claudia Stamm lobt die „tolerante Erziehung“ ihrer Mutter. Die heißen Debatten von einst – über Ausländerpolitik, Paragraf 218, Drogenlegalisierung – sind längst ausgestanden. Wenn nichts dazwischenkommt, werden sich die beiden auch im neuen Landtag wiedersehen. Patrick Guyton

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