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Tilman Brück ist neuer Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (Sipri).

© Detlef Güthenke/DIW Berlin

Porträt: „Den Moment vergesse ich nicht so schnell“

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri ist ein wichtiger Think Tank. Jedes Jahr liefert das Institut Berichte zu Rüstungsfragen und zur Globalisierung. Nun bekommt es mit dem Deutschen Tilman Brück einen neuen Direktor.

Als er in Kirgisien aus dem Flieger stieg, kam die SMS. Das schwedische Kabinett hatte die Ernennung von Tilman Brück zum Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (Sipri) bestätigt. „Den Moment vergesse ich nicht so schnell“, sagt Brück. Damit tritt der Deutsche zum 1. Januar 2013 den Chefposten im schwedischen Thinktank an, der sich seit 50 Jahren mit dem Thema Rüstung und Konfliktforschung befasst. Das Sipri ist eine der weltweit renommiertesten Denkfabriken.

Der 41-Jährige ist der jüngste Direktor des Instituts, der erste Deutsche ist er nicht. Letzteres liegt daran, dass nur Ausländer für den Chefposten verpflichtet werden, und: „Friedensforschung hat in Deutschland einen relativ hohen Stellenwert“, sagt Brück. Er setzt damit eine beeindruckende Karriere fort. Derzeit ist er Professor für Entwicklungsökonomie an der Berliner Humboldt Universität und leitet die Abteilung für Entwicklung und Sicherheit am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Seine Promotion machte er in Oxford, von dort zog der gebürtige Hamburger 2001 nach Berlin.

Seine Forschung kennt im wahrsten Sinne keine Grenzen. Ob er in Mosambik Cashew-Bauern fragt, warum sie keine Bäume mehr anpflanzen, das wirtschaftliche Verhalten von Londonern nach den Terroranschlägen von 2005 untersucht oder erforscht, wie sich mongolische Nomaden vor Kälteeinbrüchen absichern – Brück kommt ordentlich herum. Die Bauern in Mosambik wollten übrigens keine Bäume mehr züchten, weil mehrere Bürgerkriege das Land erschüttert hatten und Cashewbäume sieben Jahre brauchen, bis sie Früchte tragen. Die Landwirte rechneten mit dem nächsten Krieg und dachten, der Aufwand lohne nicht mehr.

Brück will im Sipri den Zusammenhang von Sicherheit und Entwicklung stärker erforschen. Sein Enthusiasmus für den neuen Job ist ansteckend, er erklärt seine Projekte klar und anschaulich. Auch das ist für das Institut wichtig. Der Thinktank muss seit der letzten Sparrunde der schwedischen Regierung mehr als die Hälfte seines Budgets über Drittmittel einwerben. Da hilft es, wenn der Chef das Haus gut repräsentieren kann. Brück wurde für fünf Jahre ernannt, eine Verlängerung um fünf weitere Jahre ist möglich. Seine Frau und die beiden Kinder werden nach Stockholm nachkommen, sobald es möglich ist. Constance Frey

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