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PORTRÄT FLORIAN PRONOLD, SPD-LINKER:: "Man diskutiert wieder"

Er eckt an, kämpft und will nach vorn. Mit seinem Nein zur "Rente mit 67" sucht Florian Pronold den Schulterschluss mit den Gewerkschaften.

Ein Bekannter von ihm hat schon vor knapp zehn Jahren gesagt: „Aus dem wird mal ein ganz Großer.“ Das war bei einer Demonstration in Passau, Niederbayern, fast schon Österreich. Und Florian Pronold war gerade zum bayerischen Juso-Chef gewählt worden. Dort, aus dem nahen Deggendorf, kommt Pronold, dort stand er gegen Neonazis auf, die in Passau für handfeste Auseinandersetzungen sorgten.

Der heute 36 Jahre alte Jurist lernte zunächst Bankkaufmann, zuvor machte er die SPD zu seiner politischen Heimat. Von 1999 bis 2004 war Pronold bayerischer Landeschef der Jusos. In den Bundestag zog er 2002 ein – da war er noch keine 30 Jahre alt.

Wenig später sollte die Feuertaufe als prinzipienfester Sozialdemokrat folgen: 2003 initiierte Pronold das erste Mitgliederbegehren der SPD-Geschichte – und zwar gegen die „Agenda 2010“ des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder. „In der Partei diskutiert man jetzt wieder“, sagte Pronold damals. Nun plädiert er gegen den Willen der Parteispitze für ein Aussetzen der „Rente mit 67“. Und diskutiert wird auch jetzt.

Woher der Wille kommt, es nicht über eine duldsame Ochsentour durch die Gremien nach oben zu bringen? Pronold gilt als politischer Ziehsohn des bayerischen SPD-Landesvorsitzenden Ludwig Stiegler – einem der langjährigen Strippenzieher der Sozialdemokraten im Bundestag. Seit 2006 ist Pronold nun Landesgruppenchef der SPD-Fraktion in Berlin. In seiner Heimat haben sie ihn auf den ersten Platz der Landesliste für die Bundestagswahl 2009 gesetzt.

Schon in Niederbayern hat er zu kämpfen gelernt. Der Vater war Rechtsamtsleiter und aktiver Sozialdemokrat, die Mutter Religionslehrerin und Protestantin. Und das in einer Gegend, in der CSU und katholische Kirche seit Entstehen der Republik das Sagen haben.

Pronold ist Mitherausgeber der „spw – Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft“, dem Theorieorgan der Parteilinken. Einige glauben, er beerbe bald Andrea Nahles, die sich als SPD-Linke von Talkshow zu Talkshow hangelt.

Dazu fehlt ihm vor allem noch eines: die Unterstützung der Gewerkschaftsspitzen. Vor zwei Jahren wurde Pronold als Redner bei Mai-Kundgebung ausgeladen, weil er damals durch seine Zustimmung zur Rente mit 67 die Positionen der Arbeitnehmer verraten habe. Pronold, Mitglied der Gewerkschaft Verdi, könnte diesen Makel aus Gewerkschaftssicht losgeworden sein.Hannes Heine

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