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PORTRÄT GEORG KLEIN OBERST, DEMNÄCHST GENERAL:: „Ich habe es mir nie leicht gemacht“

Sein Name wird mit dem folgenschwersten Bombardement verbunden bleiben, das ein deutscher Offizier seit dem Zweiten Weltkrieg befohlen hat. Vor drei Jahren, in den Morgenstunden des 4.

Von Michael Schmidt

Sein Name wird mit dem folgenschwersten Bombardement verbunden bleiben, das ein deutscher Offizier seit dem Zweiten Weltkrieg befohlen hat. Vor drei Jahren, in den Morgenstunden des 4. September 2009, warf ein F-15-Kampfbomber der US-Armee zwei 500 Pfund schwere Sprengkörper auf eine Sandbank nahe Kundus in Nordafghanistan – auf Befehl von Bundeswehroberst Georg Klein. Die Bomben trafen zwei Tanklastwagen, die von Taliban entführt worden waren, und töteten mindestens 100 Menschen. Ausschließlich Aufständische, wie der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) in einer ersten Stellungnahme sich festzustellen beeilte. Fast ausschließlich Zivilisten, Unschuldige, darunter viele Kinder, wie sich bald darauf herausstellte.

War der Angriff verhältnismäßig, war das Vorgehen militärisch angemessen? Wochen-, ja monatelang stand die deutsche Öffentlichkeit auf dem Feldherrenhügel und debattierte über militärische Details eines Krieges, der seinerzeit so noch nicht genannt werden durfte. Jung übernahm alsbald die politische Verantwortung, wurde vom Baron zu Guttenberg im Bendlerblock abgelöst und legte auch sein Amt als Minister für Arbeit und Soziales nach nur 33 Tagen nieder. Wenig hat man seither von ihm gehört. Klein, ein bis dahin als ruhig und besonnen geltender Offizier, Sohn eines Wasserschutzpolizeibeamten im Rheinland, musste sich zwar viele Fragen gefallen lassen – seine Karriere aber blieb unbeeinträchtigt.

Der Bundestag setzte einen Untersuchungsausschuss ein. Die Bundesanwaltschaft ermittelte wegen des Verdachts auf ein Kriegsverbrechen. Die Bundeswehr prüfte ein Disziplinarverfahren. Eine Anzeige wegen Mordes kam hinzu, wurde aber zurückgewiesen. Wie der 51-Jährige überhaupt alle Prüfungen überstand. Nach außen unbeschadet – wie es in ihm aussieht, weiß niemand zu sagen. Aus dem Ausschuss wurde sein Bekenntnis kolportiert, als Christ mache er sich Vorwürfe, weil durch sein Handeln Frauen und Kinder starben. Für den Familienvater sicher eine schwere Bürde.

Jetzt wird Klein zum General befördert, zum Abteilungsleiter im neuen Bundeswehramt für Personalmanagement. Was ist das für ein Signal: Klein als der Richtige für die Auswahl von Personal? Man hätte es ihm und der Öffentlichkeit ersparen sollen: dass nun wieder an seine Verantwortung für das erinnert wird, was am 4. September 2009 geschah. Michael Schmidt

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