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PORTRÄT GERHARD STRATE RECHTSANWALT:: „Es bestehen sehr gute Chancen für Mollath“

Eigentlich wollte Gerhard Strate die Woche bis Weihnachten wie immer in den USA verbringen. Doch auch wegen des zwangsweise in der bayerischen Psychiatrie untergebrachten Gustl Mollath hat er diesmal seine Urlaubsplanung über den Haufen geworfen.

Eigentlich wollte Gerhard Strate die Woche bis Weihnachten wie immer in den USA verbringen. Doch auch wegen des zwangsweise in der bayerischen Psychiatrie untergebrachten Gustl Mollath hat er diesmal seine Urlaubsplanung über den Haufen geworfen. Strate ist der neue Rechtsanwalt des Mannes aus Nürnberg. Mit ihm will er das Wiederaufnahmeverfahren seines einstigen Prozesses durchziehen. „Es bestehen sehr gute Chancen für Mollath“, ist sich Strate sicher.

Der 62-jährige Hamburger ist als Strafverteidiger ein juristisches Schwergewicht, der auch als „Quälgeist der Justiz“ tituliert wird. Er gilt als Spezialist für hoch komplizierte Wiederaufnahmeverfahren. Bekannt wurde er in den 90er Jahren als Verteidiger von Monika Böttcher, ehemals Weimar. Nach der Verurteilung als Mörderin ihrer beiden Kinder erreichte Strate die Wiederaufnahme. Es folgte ein Freispruch – und dann erneut die Verurteilung.

Aus der ganzen Republik erhält Strate Briefe von Gefängnis- und Psychiatrieinsassen, die um seine Hilfe bitten. Mollath hat er zugesagt, denn: „Ich sehe keinen Hinweis für ein wahnhaftes System bei ihm, er wirkt sehr strukturiert und wohlüberlegt.“ Dem einstigen Ferrari-Restaurateur wurde wegen seiner Schwarzgeld-Vorwürfe gegen seine Ex-Frau ein „paranoider Wahn“ diagnostiziert, seitdem gilt er als unzurechnungsfähig. Er soll seine Frau heftig verprügelt haben, das Gericht hält ihn für gemeingefährlich. Deshalb sitzt er seit knapp sieben Jahren in verschiedenen bayerischen Einrichtungen.

Gerhard Strate war in den 80er Jahren Rechtsberater der Hamburger Grünen. Er hat Terrorverdächtige vertreten und Größen aus dem Rotlichtmilieu, kürzlich stellte er Strafanträge gegen Bankmanager, weil er sie als Mitverantwortliche für die Krise sieht.

Für Gustl Mollath möchte Strate nun einen eigenen Wiederaufnahmeantrag stellen und nicht abwarten, bis dies die von Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) angewiesene Staatsanwaltschaft erledigt hat. „Dies sollte wegen der inneren Glaubwürdigkeit des Falles geschehen.“ Mollath sollte also von sich aus offensiv bekunden, dass er eine Wiederaufnahme will. An seine Rolle als Anwalt legt er hohe Maßstäbe an. So müsse ein Verteidiger von der Unschuld des Mandanten überzeugt sein und nicht nur versuchen, das Beste herauszuholen. Und nur mit einem „unbedingten Erfolgswillen“ solle man sich an eine Wiederaufnahme machen. Patrick Guyton

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