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PORTRÄT HARALD LEIBRECHT OBERSTER TRANSATLANTIKER:: „Sie sind nicht einfach andere Europäer“

Ignoranz gegenüber Deutschland hat der neue Amerika-Beauftragte Harald Leibrecht in den USA schon häufig erlebt. Nicht immer nimmt sie so krasse Formen an wie bei seinem Auftritt vor einer Schulklasse in Chicago.

Von Hans Monath

Ignoranz gegenüber Deutschland hat der neue Amerika-Beauftragte Harald Leibrecht in den USA schon häufig erlebt. Nicht immer nimmt sie so krasse Formen an wie bei seinem Auftritt vor einer Schulklasse in Chicago. Als der FDP-Bundestagsabgeordnete mit deutschem und US-Pass über „Germany" sprach, wollte ein Schüler wissen: „Which subway station is it?“ („An welcher U-Bahn-Station liegt das denn?“)

Die Entscheidung für den 49-Jährigen, die das Kabinett am Mittwoch bestätigte, bedeutet einen kleinen Traditionsbruch. Alle transatlantischen Koordinatoren konnten auf eindrucksvolle Karrieren zurückblicken, als sie ihr Büro im Auswärtigen Amt bezogen. So war Vorgänger Hans-Ulrich Klose (SPD) in Berlin und in Washington vorzüglich vernetzt. Der frühere Hamburger Bürgermeister und SPD-Fraktionschef hatte das Amt im Januar aus persönlichen Gründen niedergelegt. Auch Karsten Voigt oder Hildegard Hamm–Brücher spielten in der politischen Oberliga. Dagegen ist Leibrecht bisher weder im Bundestag noch in transatlantischen Stiftungen ein Name. In seiner Fraktion galt er als liebenswürdiger Kollege, nicht als politisches Schwergewicht.

Dass er große Fußstapfen vorfindet, leugnet der Neue nicht. Doch er sieht sich gut gerüstet. Mit Amerika verbinden ihn seine Familiengeschichte, Studienaufenthalte und ständige Kontakte. Geboren wurde er 1961 in Evanston nahe Chicago, wo sein Vater als Professor für Philosophie an der Northwestern University lehrte. Besonders in den US-Wissenschaftsbetrieb pflegt der Liberale enge Verbindungen. Bis vor wenigen Jahren gehörte seiner Familie die „Schiller International University“, die in sechs Ländern international ausgerichtete Studiengänge anbietet.

Die Deutschen warnt der Politiker vor der Gefahr, den Mentalitätsunterschied zum Partner zu unterschätzen. „Amerikaner sind nicht einfach andere Europäer“, sagt er. Um Verständnis werben will er nach beiden Seiten. So könnten die Deutschen gesellschaftliche Toleranz lernen, die Amerikaner im Bereich soziale Sicherung oder ökologische Technologie profitieren.

Vor allem auf die Zivilgesellschaft will sich Leibrecht konzentrieren. Denn selbstverständlich ist ein enges Einverständnis zwischen beiden Gesellschaften im Zeitalter der Globalisierung längst nicht mehr. „Wir müssen aufpassen“, sagt der Koordinator, „dass das positive Deutschland-Bild nicht schwindet.“ Seinen Teil dazu will er beitragen. Hans Monath

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