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PORTRÄT HERWIG HAIDINGER, ÖSTERREICHISCHER POLIZIST: "Was ich sage, ist wahr"

Herwig Haidinger hat viel zu erzählen. Seine Ausführungen zum Fall Natascha Kampusch hat in Österreich eine veritable Koalitionskrise ins Rollen gebracht.

Er war fünf Jahre lang der höchste Sicherheitsbeamte im Land. In dieser Zeit hat Herwig Haidinger wohl kaum so viel mediale Aufmerksamkeit bekommen wie seit jenem Tag, an dem er abgelöst wurde. Die österreichischen Zeitungen sind voll von Porträts über den 53-jährigen ehemaligen Chef des Bundeskriminalamts (BKA), und dabei gibt Haidinger derzeit noch nicht mal Interviews. Wenn er spricht, dann tut er das nur vor und mit den offiziellen Organen des Landes, vor Parlamentarischen Ausschüssen oder vor Gericht, doch jedes Mal sind Journalisten dabei, und kurz darauf sind Haidingers Worte dann in den Medien zu finden.

Und es stimmt ja auch: Herwig Haidinger hat viel zu erzählen. Jetzt hat er nicht nur einen Polizeiskandal, sondern eine veritable Koalitionskrise ins Rollen gebracht. Bereits am ersten Tag nach seinem Ausscheiden als BKA-Chef informierte er den parlamentarischen Innenausschuss über Pannen im Entführungsfall Natascha Kampusch. Laut Haidinger hatte die Polizei frühzeitig, nur wenige Tage nach Kampuschs Verschwinden, Hinweise auf ihren Entführer Wolfgang Priklopil erhalten – diesen war sie aber nicht nachgegangen. Aufgrund dieser Aussage will Kampusch nun den Staat verklagen. Die brisanteren Informationen hob sich Haidinger für später auf. So erzählte er, ebenfalls vor dem Ausschuss, dass Beamte der Innenrevision in der Privatsphäre des ehemaligen SPÖ-Bundeskanzlers Franz Vranitzky herumschnüffelten und herausfinden wollten, ob dieser eine illegale Pflegerin zur Betreuung seiner Schwiegermutter beschäftigte. Genau zu jener Zeit, als bekannt wurde, dass die Schwiegermutter des ÖVP-Kanzlers Schüssel von einer illegalen slowakischen Pflegerin betreut worden war. Und im Rahmen der Ermittlungen gegen die Gewerkschaftsbank wollte das Innenministerium von ihm wissen, ob es Querverbindungen zur SPÖ gegeben hatte.

Ein Skandal, der nun Österreich in eine schwere Regierungskrise geführt hat. Die Ironie der Sache ist, dass Haidinger selbst als ÖVP-Mann galt. Er war vom ÖVP-Innenminister Ernst Strasser nach Wien geholt worden, um die Polizei neu zu strukturieren und wurde später an die Spitze des BKA befördert. Seit dessen Nachfolger Günther Platter, ebenfalls ein ÖVP-Mann, Haidingers Vertrag nicht verlängert hatte, hat er nun offenbar einen Grund für sich gefunden, Interna aus dem Ministerium zu erzählen. Vor ganz großem Publikum. 

Markus Huber

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