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Porträt: ''Ich verlange die Freilassung der Richter''

Der Machtkampf zwischen Pakistans neuem Premier Yousouf Raza Gilani und dem Präsidenten Pervez Musharraf hat begonnen.

Er gilt als treuer Anhänger der Pakistanischen Volkspartei (PPP) der ermordeten Benazir Bhutto, er hat nie mit dem Militärherrscher Pervez Musharraf gekungelt und wurde deshalb 2001 sogar ins Gefängnis geworfen – und auch als neuer Premierminister Pakistans wird Yousouf Raza Gilani die Konfrontation mit dem inzwischen sehr unbeliebten Präsidenten aufnehmen. Das hat der 55-Jährige nach seiner Wahl am Montag in der Nationalversammlung gleich klar gemacht: Nicht nur will er sich für eine UN-Untersuchung zum Tode Bhuttos einsetzen – auch alle Richter, die Musharraf im Herbst während des Ausnahmezustandes inhaftieren ließ, sind nun wieder frei. Auch Ifthikar Chaudhry steht nicht mehr unter Hausarrest, der frühere Oberste Richter Pakistans, der zur größten Bedrohung von Musharrafs Herrschaft geworden war. Gilani hat zudem das militärische Vorgehen in den vergangenen Jahren gegen die Extremisten in den Stammesgebieten in Frage gestellt. Und er will die Verfassung von 1973 „beschützen“ – also die unter Musharraf immer größer gewordenen Vollmachten des Präsidenten wieder beschneiden und an den Premierminister zurückführen.

Doch wie stark Gilani dabei selbst sein wird, darüber wird bereits spekuliert. Denn mit verblüffendem Tempo hat sich Asif Ali Zardari, der Witwer Benazir Bhuttos, nach dem Mord an seiner Frau im Dezember zum starken Mann in der PPP emporgeschwungen. Offiziell ist er – auch weil er in der Partei selbst höchst umstritten ist – nur ein Vizechef der PPP. Doch Zardari hat nicht nur in Vertretung für seinen Sohn Bilawal – der offiziell das Amt der Mutter übernommen hat, aber noch in Oxford studiert – die Koalitionsgespräche mit der Pakistanischen Muslim-Liga von Nawaz Scharif geführt. Viele Beobachter rechnen auch damit, dass er in einigen Monaten selbst über eine Nachwahl in die Nationalversammlung einziehen und dann den Posten des Regierungschefs für sich beanspruchen wird.

Zardari hat das am Montag zwar von sich gewiesen und erklärt, Gilani sei Premier für die kommenden fünf Jahre. Jedoch hat der Bhutto-Witwer mehrfach seine Fähigkeit zum Meinungswechsel bewiesen – und Gilani dürfte als guter Parteisoldat kein so großes Hindernis darstellen, wenn er zum Rücktritt gedrängt wird. „Ob ich ein Teilzeit- oder ein Vollzeit-Premierminister sein werde, dass muss die Partei entscheiden“, hat er auf die Frage geantwortet, wie lange er wohl im Amt bleiben wird.Ruth Ciesinger

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