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© GETTY IMAGES NORTH AMERICA

PORTRÄT: Janet Napolitano: „Das System arbeitet nicht zuverlässig“

Seit ein Terrorist eine Bombe in ein US-Flugzeug geschmuggelt hat, muss Amerikas Heimatschutzministerin Janet Napolitano ständig Stellung nehmen. Das ging schief.

Sie ist am erfolgreichsten, wenn sie schweigen darf. Solange sie nichts sagen muss, ist nichts Schreckliches passiert, was Barack Obamas Wiederwahl 2012 gefährden könnte: kein Terroranschlag. Und keine Naturkatastrophe, die dem Ruf des Präsidenten schaden kann. George W. Bush hat sich nie mehr von Hurrikan „Katrina“ erholt, auf den er und sein Heimatschutzminister Michael Brown zu spät reagierten.

Seit Abdulmutallab eine Bombe in ein US-Flugzeug geschmuggelt hat, muss Janet Napolitano ständig Stellung nehmen. Das ging schief. Erst sagte sie, das Abwehrsystem funktioniere, dann korrigierte sie sich: Die Vorkehrungen hätten versagt. Mit der ersten Äußerung habe sie nur gemeint, dass die Reaktionen auf den Anschlagversuch reibungslos abliefen. Andere Passagierjets im Anflug auf die USA wurden gewarnt, die Sicherheitsmaßnahmen am Boden sofort erhöht.

Napolitano ist Ministerin für Heimatschutz, also Herrin über eine im Grunde unkontrollierbare Mammutbehörde mit 200 000 Mitarbeitern – das drittgrößte Ministerium der USA nach dem Pentagon und dem Amt für die Veteranenbetreuung. Das Department for Homeland Security war 2002 geschaffen worden, als Konsequenz aus dem Angriff auf New York. Warnungen waren in unterschiedlichen Behörden eingelaufen, aber nicht systematisch zusammengefasst worden. So legte man die zuständigen Abteilungen zusammen.

Die TSA, die für die Sicherheit der Flughäfen und Passagiere sowie der Häfen und Straßen verantwortlich ist, kam vom Transportministerium zu Homeland Security. 45 000 Angestellte bedienen an 450 Airports 1600 „Screening“- Apparate, die Fluggäste durchleuchten, und weitere 900 Maschinen, die ihr Handgepäck scannen. Mehrere Hundert Hundeteams schnüffeln nach Sprengstoff. 2900 Menschen wurden nach israelischem Vorbild ausgebildet, auf auffälliges Verhalten in den Warteschlangen zu achten.

Die 52-jährige Napolitano war zuvor Gouverneurin von Arizona. Sie gilt als unideologische Problemlöserin, vor allem im Umgang mit Millionen Latinos, die illegal aus Mexiko, Mittel- und Südamerika in die USA kommen. Die Sicherheitslücke tat sich diesmal in Amsterdam auf. Doch die USA nutzen dieselben Techniken. Die politisch heikelsten Fragen lauten nun, ob man „Nacktscanner“ und das „Profiling“ einsetzen soll: die gezielte Rasterung der Passagiere nach Religion, Name und Herkunftsland.

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