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PORTRÄT JANEZ JANSA, SLOWENIENS PREMIER:: ''Dies hätten wir niemals zu träumen gewagt''

Mit Janez Jansa wird ausgerechnet ein früherer Jugoslawe die Europäische Union während der schwierigen Zeit der Entscheidung über den Status des von Serbien wegstrebenden Kosovo führen.

Tatsächlich war der heute 49-Jährige bereits in den 80er Jahren in den Zerfall Jugoslawiens involviert: In der Zeitschrift „Mladina“ hatte der studierte Militärwissenschaftler mehrere systemkritische Artikel veröffentlicht, die dem glühenden Antikommunisten 1988 eine Verurteilung zu 18 Monaten Haft bescherten. Die Protestwelle gegen das Urteil wurde zur Geburt der slowenischen Bürgerrechtsbewegung, die 1991 in das Ausscheren aus dem jugoslawischen Staatenbund mündete. Wieder war es Jansa, der als Verteidigungsminister in dem kurzen Unabhängigkeitskrieg 1991 erfolgreich den Widerstand gegen die übermächtige Jugoslawische Volksarmee (JNA) organisierte.

1994 flog der gefeierte Unabhängigkeitsheld wegen des Vorwurfs der Einmischung des Militärs in die Justiz aus dem Kabinett. Gekränkt profilierte sich Jansa danach als scharfzüngiger Oppositionsführer und wandelte sich vom Sozialdemokraten zum Konservativen. Nach einem neuerlichen Intermezzo als Verteidigungsminister im Jahr 2000 konnte Jansa bei der Parlamentswahl 2004 seine „Slowenische Demokratische Partei“ mit 30 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft des Landes etablieren – und wurde zum Chef einer bürgerlichen Vierparteienkoalition.

Mit der Übernahme der EU-Präsidentschaft scheint der hagere Bergsteiger auf dem Gipfel seiner Karriere angekommen zu sein. Doch tatsächlich ist der Abstieg des umstrittenen Premiers in seiner Heimat bereits vorprogrammiert. Die Versuche des früheren Journalisten, selbst die privaten Medien unter Regierungskontrolle zu bringen, haben den als nachtragend und misstrauisch geltenden Jansa in der Alpenrepublik genauso Sympathien gekostet wie sein autoritärer Führungsstil und sein aggressiver Konfrontationskurs gegenüber den Gewerkschaften und der Opposition.

Doch obwohl Jansa im eigenen Land bereits als „politische Leiche“ gilt, will die linke Opposition seiner bedrängten Rechtsregierung zumindest während der EU- Präsidentschaft den Rücken frei halten. Denn deren Ziel einer europäischen Lösung der Kosovokrise und der raschen Heranführung der früheren jugoslawischen Bruderstaaten an die EU wird in Slowenien von allen Parteien unterstützt. Thomas Roser

Thomas Roser

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