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Porträt Jörg Haider: „Bin da, bin schon wieder weg“

Jörg Haider kehrt zurück auf die politische Bühne in Wien. Das neue rechte Bündnis aus FPÖ und BZÖ hat gute Chancen, die drittstärkste Kraft in Österreich zu werden.

Der Wörthersee ist ein Eldorado für betagte Lebenswege. Dass ein politisch ausgemusterter Jörg Haider die Geschicke des Bundeslandes Kärnten steuert, passt da ins fernsehserientaugliche Bild. Wenn der Rechtspopulist auch noch mit dem Bürgermeister von Klagenfurt gemeinsam auftaucht, dann sehen beide aus wie zwei gealterte Wörthersee-Playboys.

Bei Haider ist man auf alles gefasst. Selbst wenn er bei einem offiziellen Anlass in Thomas-Gottschalk-Outfit mit glitzernder Hose auftaucht. Und doch er ist immer für eine Überraschung gut, bei aller Erwartbarkeit: Er nennt Helmut Schmidt sein Vorbild. Jetzt steht er vor seinem Comeback in Wien.

Lange sah das anders aus. Nein, sein Lebenswerk sei noch nicht abgeschlossen, Wien interessiere ihn nicht mehr, er bleibe in Klagenfurt. Das verkündete "Gottseibeiuns", wie sie ihn in Österreich nennen, noch vor der Europameisterschaft. Sein "Ich bin da, ich bin weg" ist zum geflügelten Wort geworden.

Die EM hatte das einstige Enfant Terrible der österreichischen Politik schon einmal wieder ins Rampenlicht gerückt. So saß er in den letzten Monaten oft da: als altersmilder Landesvater, noch ein wenig bissig, aber auch irgendwie im Reinen mit sich selbst, weltoffener. Doch Kenner der österreichischen Innenpolitik haben nach dem Auftritt gewarnt: Man muss ihn immer noch ernst nehmen.

Haider wird Spitzenkandidat des rechten Bündnisses Zukunft Österreich (BZÖ)

Dann brach die Große Koalition in Wien zusammen. Haider fühlte sich wieder zu Höherem berufen. Nun kehrt er auf die Wiener Bühne zurück – und wird bei der Nationalratswahl Ende September . Er wolle Landeshauptmann bleiben, auch als Spitzenkandidat.

Doch den eigentlichen Coup hat Haider jetzt am Wochenende bekannt gegeben. Der ehemalige Volksanwalt und FPÖ-Abgeordnete Ewald Stadler wird bei der Nationalratswahl auf der Liste der BZÖ kandidieren. In den neunziger Jahren, der Hochzeit Haiders in einer schwarz-blauen Koalition mit der ÖVP, nannten sie ihn Haiders Dobermann.

Vergessen sind nun alle Querelen um die Spaltung der Rechtsaußen-Parteien FPÖ und der BZÖ. Jetzt droht ein rechtes Bündnis, das Chancen auf die drittstärkste Kraft im Land hat. "Wir haben die Rechten damals hoffähig in Europa gemacht", hat der 58-jährige Haider im Juni gesagt. Damals sprach er von einer zweiten Mission in Kärnten. Die dritte Mission könnte folgen.

Ingo Wolff

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