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PORTRÄT JONATHAN KROHN TEENAGER-POLITIKER:: „Mit 13 war ich Republikaner – und naiv“

Amerika liebt solche Geschichten, auch wenn sie zu schön klingen, um wahr zu sein. 13-Jährige beschäftigen sich mit allem Möglichen, nur üblicherweise nicht mit Politik.

Amerika liebt solche Geschichten, auch wenn sie zu schön klingen, um wahr zu sein. 13-Jährige beschäftigen sich mit allem Möglichen, nur üblicherweise nicht mit Politik. Doch 2008 tauchte Jonathan Krohn aus dem Südstaat Georgia auf – ein Vorbild für den Bürgertraum vom früh politisierten Nachwuchs. Mit 13 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Defining Conservatism“. Angeblich brachte er es zunächst im Selbstverlag heraus und finanzierte das mit seinem Taschengeld, weil er sich so sehr darüber ärgerte, wie die wahren Positionen von Politikern im Wahlkampf verdreht werden.

Im Februar 2009 durfte er auf der „Conservative Political Action Conference“ sprechen – einer Versammlung mit dem Ziel, die Reihen der Republikaner ideologisch fest zu schließen. Wieder drängte sich der Eindruck auf: Was für ein Wunderknabe! Engagiert, emotional, ohne Versprecher und „Ähs“ flossen ihm die Worte von den Lippen. Er wurde in Talkshows herumgereicht. Man nannte ihn „Little Limbaugh“ nach dem populären rechten Radiomoderator Rush Limbaugh. Eine Redneragentur vermarktete Krohn. In allen Kurzbiografien steht seither, er sei 2009 für die Liste der 100 einflussreichsten Menschen des „Time Magazine“ nominiert worden.

Er passte in die Zeit. In den USA tickt der Zeitgeist anders. In Deutschland kursiert der Spruch: „Wer mit 16 kein Linker ist, hat kein Herz. Wer es mit 30 immer noch ist, hat keinen Verstand.“ In Amerika tendiert ein Gutteil der Jugendlichen zum republikanischen Verständnis individueller Freiheit, zur Philosophie, dass der Staat sich nicht in die Wirtschaft einmischen solle, und zum Patriotismus. Diese Neigung hat sich nach dem Terrorangriff vom September 2011 noch verstärkt. Die „Generation 9/11“ geht in höheren Zahlen zur Armee und zu Hilfsorganisationen. Oft hört man von Jugendlichen, sie wollten „dem Vaterland dienen“.

Krohn ist inzwischen 17. In einem Interview mit dem Onlinemagazin „Politico“ hat er sich jetzt aber von seinen früheren Aussagen distanziert. „Ich war naiv. Ein 13-jähriges Kind wiederholt alles Mögliche, was es in der Umgebung aufgeschnappt hat. Ich komme aus Georgia. Dort werden wir mit konservativem Gerede überflutet.“

Wer ihn damals für die Auftritte trainiert hat, die so unnatürlich professionell wirkten, hat Amerika noch immer nicht hinterfragt. Mit 17 weiß Krohn aber bestens, wie das PR-Geschäft funktioniert. Christoph von Marschall

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