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PORTRÄT JUDITH WOLTER FRAKTIONSCHEFIN PRO KÖLN:: „Wir sind gegen Überfremdung“

Das rechte Gesicht von Köln ist stets adrett frisiert, ist weiblich, jung und freundlich. Pro Köln, Keimzelle der rechtspopulistischen Pro-Gruppierungen, hat Glück mit Judith Wolter.

Von Anna Sauerbrey

Das rechte Gesicht von Köln ist stets adrett frisiert, ist weiblich, jung und freundlich. Pro Köln, Keimzelle der rechtspopulistischen Pro-Gruppierungen, hat Glück mit Judith Wolter. Der Anwältin für Familienrecht gehen Worte wie „Überfremdung“ und „Islamisierung“ so selbstverständlich und fröhlich über die Lippen, dass sie kaum auffallen. Sie passt daher perfekt zur Strategie der Pro-Bewegung, die der Verfassungsschutz NRW so beschreibt: „Die Mitglieder gerieren sich als seriöse Bürger, die aus der ,Mitte der Gesellschaft’ kommen.“ Am heutigen Samstag will Wolter, das bürgerliche Gesicht der Islamfeindlichkeit, an der Spitze einer Demonstration durch Köln ziehen, gemeinsam mit Europas Rechtsprominenz: Gäste von der FPÖ sollen kommen, ebenso vom „Vlaams Belang“ und vom französischen Mouvement National Républicain.

Doch auch das wird kaum darüber hinwegtäuschen, dass Pro Köln alles andere ist als eine florierende „Bewegung“. Zu Veranstaltungen wie dem „Anti-Islamisierungskongress“ kamen meist mehr Gegendemonstranten als eigene Leute. Auch für diesen Samstag sind Gegendemonstrationen angekündigt. Gerade einmal 350 Aktive zählte der Verfassungsschutz 2010 in NRW. Im Stadtrat von Köln allerdings ist die Pro-Fraktion seit 2009 mit fünf Sitzen vertreten, landesweit kam sie auf 26 Mandate.

Auch Judith Wolter gibt zu, dass man nicht so stark sei wie die Rechtspopulisten in den Nachbarländern. Aber was nicht ist, könne ja noch werden. Nein, finanziell unterstützt werde man nicht von den europäischen Gesinnungsgenossen. Aber es gebe regelmäßige Treffen. Übrigens auch mit den Republikanern. „Wir unterhalten freundschaftliche Beziehungen“, sagt Wolter, die selbst einmal für die Partei im Lokalwahlkampf antrat. Die Nähe zur NPD spielt sie herunter. Doch viele der Pro-Köln-Kader haben eine politische Vergangenheit in NPD-Organisationen.

Die Verbindungen in die rechte Szene sind eines der Argumente, mit dem der Verfassungsschutz die Beobachtung von Pro-Köln verteidigt – eine Maßnahme, die das Bundesverwaltungsgericht bestätigt hat. Denn in ihren Aussagen und in ihren Auftritten sind die Pro-Kölner deutlich vorsichtiger als die NPD mit ihrer kahl rasierten Rechtsklientel. Pro Köln arbeitet lieber mit falschen Statistiken über die Ausländerkriminalität. Und mit Wörtern wie „Masseneinwanderung“. Auch das gehört zu Judith Wolters Wortschatz. Anna Sauerbrey

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