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PORTRÄT KAREL SCHWARZENBERG AUSSENMINISTER, TSCHECHIEN:: „Der Täter kehrt an den Tatort zurück“

Dass sein erster Auslandsbesuch ihn ausgerechnet nach Deutschland führt, ist eine Geste: Karel Schwarzenberg, der neue tschechische Außenminister, setzt schon lange auf eine ausgleichende Politik zwischen Berlin und Prag – besonders wichtig bei den Beziehungen, die immer noch von den Kriegsgräueln und der anschließenden Vertreibung der Sudetendeutschen belastet sind. Schwarzenberg ist ein glaubwürdiger Vertreter einer Aussöhnungspolitik: Der 72-Jährige hat neben Tschechisch auch Deutsch als Muttersprache, er hat zusätzlich zur tschechischen auch die Schweizer Staatsangehörigkeit und große Teile seines Lebens im Exil in Österreich und Bayern verbracht.

Dass sein erster Auslandsbesuch ihn ausgerechnet nach Deutschland führt, ist eine Geste: Karel Schwarzenberg, der neue tschechische Außenminister, setzt schon lange auf eine ausgleichende Politik zwischen Berlin und Prag – besonders wichtig bei den Beziehungen, die immer noch von den Kriegsgräueln und der anschließenden Vertreibung der Sudetendeutschen belastet sind.

Schwarzenberg ist ein glaubwürdiger Vertreter einer Aussöhnungspolitik: Der 72-Jährige hat neben Tschechisch auch Deutsch als Muttersprache, er hat zusätzlich zur tschechischen auch die Schweizer Staatsangehörigkeit und große Teile seines Lebens im Exil in Österreich und Bayern verbracht. Schwarzenberg, der sich gerne mit Pfeife und Fliege in Szene setzt, ist der Sympathieträger der neuen Regierung von Premierminister Petr Necas, die Tschechen geben ihm laut Umfragen einen großen Vertrauensvorschuss.

Dabei steht er eigentlich für alles, was in Tschechien eher argwöhnisch beäugt wird: Er, der eigentlich Karl Fürst zu Schwarzenberg heißt und ein knappes Dutzend Vornamen trägt, stammt aus ältestem europäischem Hochadel und aus einer Familie, die in der Habsburgermonarchie einflussreich war – für viele Tschechen sind sowohl der Adel als auch die Monarchie unliebsame Themen.

Aber Schwarzenberg ist stets gegen den Strom geschwommen. Im österreichischen Exil hat er Dissidenten und Kulturschaffende in der Tschechoslowakei unterstützt, er hat Literatur geschmuggelt und war ein wichtiger Partner der Regimekritiker. Nach der Wende 1989 kehrte er rasch in sein Heimatland zurück, damals arbeitete er als Berater und später als Kanzler für Präsident Vaclav Havel.

Als Außenminister hat Schwarzenberg einen phänomenalen Aufstieg erlebt. Sein „Tatort“, wie er ihn augenzwinkernd nennt, ist das prachtvolle Cerninsky-Palais in der Nähe der Prager Burg. Dort ist sein Ministerium untergebracht, das Schwarzenberg schon zwischen 2007 und 2009 unter dem vorzeitig gestürzten Premierminister Mirek Topolanek geleitet hat. Gerade unter den jungen Tschechen wünschten sich viele den 72-Jährigen wieder in die Politik zurück: Er symbolisiert einen neuen Politikstil – einen Konservatismus der alten Schule, geprägt von Werten und Anstand. Damit ist Schwarzenberg ein Gegenbild zu dem schlechten Image, das der affären- und korruptionsgeplagten Prager Politik ansonsten anhaftet. Kilian Kirchgeßner

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