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PORTRÄT KLAUS STAECK AKADEMIE DER KÜNSTE:: „Wir leben in einer Spielhölle“

Als sei ihm der Titel „Präsident“ nicht recht geheuer, nennt Klaus Staeck auf der Homepage der Akademie der Künste als seinen Beruf schlicht: „Grafiker und Fotomonteur“. De facto ist der 1938 in Sachsen Geborene seit 2006 Präsident jener Akademie, und wird für dieses Amt am kommenden Samstag vermutlich erneut gewählt.

Von Caroline Fetscher

Als sei ihm der Titel „Präsident“ nicht recht geheuer, nennt Klaus Staeck auf der Homepage der Akademie der Künste als seinen Beruf schlicht: „Grafiker und Fotomonteur“. De facto ist der 1938 in Sachsen Geborene seit 2006 Präsident jener Akademie, und wird für dieses Amt am kommenden Samstag vermutlich erneut gewählt.

Grafiken und Fotomontagen, da hat der Präsident ganz recht, waren die beiden ästhetischen Genres, die ihn als Künstler bekannt machten. Ein berühmt gewordenes Staeck-Plakat von 1972 zeigt eine Villa in Hanglage, dazu den Schriftzug: „Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen!“ Engagiert ist Staeck geblieben. Im Oktober 2008 erklärte er im Interview mit dem Tagesspiegel über die Finanzkrise: „Die Banken haben unser Geld verzockt. Wir leben in einer Spielhölle.“ Ihn wundere das nicht, fügte der studierte Jurist hinzu. „Ich komme mir vor wie der Wanderprediger, der seit Jahren vergeblich vor den zerstörerischen Kräften des Kapitalismus warnt.“ Mit Sozialismus à la DDR allerdings, den er dort schon als Schüler in Bitterfeld verabscheute, hat der soziale Demokrat nie sympathisiert.

Joseph Beuys, Nam June Paik und Wolf Vostell zählten zu den Künstlern, mit denen Staeck zusammenarbeitete. 1970 begann Staecks Kooperation mit dem Grass-Verleger Gerhard Steidl, es folgten Plakataktionen, Gastprofessuren, Podiumsdiskussionen. Bis heute kennzeichnet pausenloses Arbeiten und maßvolle Kompromisslosigkeit den Mann, der zum Erstaunen seines Umfelds kaum zu altern scheint. Dass Klaus Staeck unlängst dem alten Freund Günter Grass beisprang, als dieser in einem Gedicht Israel unterstellte, den Iran „auslöschen“ zu wollen – und damit Worte des iranischen Machthabers auf Israel projizierte –, wird bei der Wiederwahl zum Akademiepräsidenten wohl kaum eine Rolle spielen. Staeck hatte erklärt, er glaube nicht, dass der Literaturnobelpreisträger Antisemit sei, sondern er sei eben in „Sorge“.

Inzwischen ist Staeck, auf anderem Terrain, selber in Sorge. Vor wenigen Tagen erst verteidigte er, offenbar mit Blick auf die Piratenpartei, das Urheberrecht als „unveräußerliches Recht eines jeden Bürgers“. Es sei ein hart erkämpftes Freiheitsrecht, dessen Substanz auch durch die vielen Formen des Kopierens und Vervielfältigens „niemals infrage gestellt“ werden dürfe. Bei Künstlern wie beim Kunstmarkt wird diese Position geschätzt. Caroline Fetscher

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