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PORTRÄT LARS G. NORDSTRÖM VATTENFALL-AUFSICHTSRATSCHEF:: „Ich verstehe die politische Dimension“

Eigentlich wollte der schwedische Topmanager Lars G. Nordström schon längst im Ruhestand sein.

Eigentlich wollte der schwedische Topmanager Lars G. Nordström schon längst im Ruhestand sein. Von 2002 bis 2007 leitete der 66-Jährige die größte und teilstaatliche nordeuropäische Bank Nordea. Dann überredete ihn die Regierung in Stockholm, doch noch für drei weitere Jahre die schwedische Post zu übernehmen und sie mit der dänischen zu fusionieren. Das gelang ihm mit Bravour. Nun lässt sich der pflichtbewusste Topchef wieder einspannen, im Versuch des schwedischen Finanzministers Peter Norman, endlich wieder Ordnung und Ansehen in den Energiekonzern Vattenfall zurückzubringen.

Der Konzern kämpft nach Atomkraftwerkspannen und Konzentration auf umweltzerstörende Braunkohleaktivitäten um seine Stellung im wichtigen Deutschlandmarkt. Inzwischen wird auch in der schwedischen Heimat der hohe ausländische CO-2-Ausstoß von Vattenfall, der dem von ganz Schweden entspricht, thematisiert.

Nordström soll das Unternehmen denn auch, wie auf einer Pressekonferenz am Freitag deutlich wurde, in den grünen Bereich bringen – in mehrfacher Bedeutung. Zum einen sollen die Braunkohleaktivitäten in Deutschland kritisch überprüft werden. Zum anderen soll er Ruhe in das zuletzt fast peinlich werdende Personalkarussell bringen. Dem langjährigen Konzernchef Lars G. Josefsson und seiner Führungsclique, darunter auch zahlreichen deutschen Topmanager, wurden von dessen bisherigen Nachfolgern astronomisch hohe Abfindungsgelder zugebilligt. Die mussten nun auch gehen. Nordström räumt seinen Willen zu einer grüneren Energiepolitik und niedrigeren schwedischen Strompreisen bislang jedoch nur vage ein. „Ich verstehe die politische Dimension von Vattenfall“, sagt er.

All das seien nur Lippenbekenntnisse, die Vattenfall und die schwedische Regierung bereits seit Jahren von sich geben, kritisiert die schwedische Wirtschaftszeitung E24. Es sei fraglich, ob Nordström, der Profiverwalter staatlichen Eigentums, die Kraft habe, die vielen notwendigen Veränderungen im Energiekonzern durchzuführen.

„Wie die Strategie aussieht, hängt natürlich davon ab, welche Politik die Regierung führen will und wie wir einen anständigen Profit liefern können“, sagte der neue Aufsichtsratschef am Freitag. Auch zur Braunkohle in Deutschland äußerte er sich ausweichend. Nordström soll bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 14. Juni offiziell in sein Amt gewählt werden. André Anwar

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