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© ANP

PORTRÄT LAURA DEKKER 13-JÄHRIGE SEGLERIN:: „Ich weiß, was ich tue“

"Moet kunnen", sagt der Niederländer gern. Im Fall der 13-Jährigen Seglerin sollte er das lieber nicht tun.

Wenn es ihr um Ruhm und Ehre bei dem Vorhaben geht, im zarten Alter von 13 Jahren die Welt in zwei Jahren alleine zu umsegeln, dann hat es Laura Dekker aus den Niederlanden bereits geschafft. Weltweit streitet man sich darum, ob das Mädchen segeln darf oder nicht und ob der niederländische Staat unter Umständen den Eltern das Sorgerecht entziehen darf. Gibt man ihren Namen bei Google ein, findet man 1,46 Millionen Einträge, Ministerpräsident Balkenende bringt es auf 406 000.

Laura will unbedingt ins Guinnessbuch der Rekorde, zur Not gibt sie bei richterlichem Verbot auch ihre Staatsbürgerschaft auf und wandert nach Neuseeland aus – den Pass hat sie, weil sie auf einem Boot in dortigen Gewässern geboren wurde. Vater und Anwalt sind von den seglerischen Fähigkeiten des Mädchens überzeugt und der lästigen Schulpflicht möchte man gerne genügen, in dem man sie via Internet und Laptop auf hoher See unterrichtet. Aber, so argumentiert die Jugendschutzbehörde, es geht nicht nur um Kenntnisvermittlung, sondern auch um Kontakt mit anderen Jugendlichen. Dass der Staat hier von Amts wegen eingreift, empört einen Teil der Niederländer, die sich gerne auf ihren Freiheitsdrang und ihre Unkonventionalität berufen. „Moet kunnen“ heißt das, muss möglich sein. Grenzen zu akzeptieren, ja vielleicht über die Vorteile von Jugendschutz, von elterlicher Fürsorgepflicht nachzudenken, kommt dieser Fraktion nicht in den Sinn. Was schert es auch die Befürworter der Reise, dass Entwicklungspsychologen vor der zweijährigen Isolation auf den Weltmeeren warnen, von den Gefahren einmal ganz abgesehen. Ist eine 13-Jährige wirklich in der Lage, die Dimensionen dieses wahnsinnigen Vorhabens zu überschauen? Und müssen Eltern jeder Schnapsidee ihrer Kinder entsprechen? Die Eltern sind geschieden, es heißt, dass die Mutter von dem Plan nicht sehr begeistert ist, aber auch nicht den Zugang zu ihrer Tochter verlieren will.

Und warum sollte man sie von der Schulpflicht entbinden? Längst gehen die Behörden gegen Schüler vor, die wegen günstigerer Flüge ihre Ferien verlängern. Wenn Laura Dekker vom Jugendrichter grünes Licht bekommt, gilt dann noch gleiches Recht für alle? Laura Dekker setzt ihre Reisevorbereitungen fort. Segelt sie, wenn der Richter morgen den Jugendschützern recht gibt, trotzdem los – nach dem Motto „moet kunnen“?

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