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Porträt Leonhard Kuckart: "Auch ältere Menschen haben Rechte"

Der Vizechef der Senioren-Union hält die Pläne, Kitas und Spielplätze auch in reinen Wohngebieten grundsätzlich zu erlauben, für verfassungswidrig. Es trage den Ruhebedürfnissen älterer Menschen nicht Rechnung.

Zwischen die Positionen der Jungen und der Senioren-Union passt selbstverständlich kein Blatt Papier. Aber kann das so bleiben, wenn der Kampf der Alten und der Jungen um die gesellschaftlichen Ressourcen härter wird? Einen kleinen Vorgeschmack liefert uns der stellvertretende Bundesvorsitzende der Senioren-Union, Leonhard Kuckart, der der juvenilen Beschwingtheit seiner Parteifreunde jetzt saftig in die Parade gefahren ist.

Denn die Bundesregierung berät in der kommenden Woche über eine Änderung des Immissionsschutzgesetzes, nach der Kinderlärm in Wohngebieten „im Regelfall keine schädliche Umwelteinwirkung darstellt“. Verfassungswidrig, meint Kuckart, denn nicht nur Kinder, sondern auch ältere Menschen hätten Rechte, „wir wünschen uns eine Lösung, die versöhnt und nicht spaltet“.

Der Protest, den der Chef-Senior bereits im vergangenen Jahr anlässlich der ersten Änderungsinitiative formuliert hatte, wirkt ein wenig überdramatisiert. Denn der von ihm unterstellte Lärmpegel von 90 Dezibel dürfte auf empfindliche Rentnernerven allenfalls dann einwirken, wenn sie von einer aufgeregten Kindergruppe unmittelbar angegriffen werden. Doch generell ist durchaus anzunehmen, dass die Klagen gegen Kinderlärm in einer rapide alternden Gesellschaft zu- und nicht abnehmen werden. Das geänderte Gesetz würde diesen Weg verbauen.

Der 79-jährige Kuckart, ehemaliger CDU-Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen, könnte in seiner silberhaarigen Seriosität glatt als perfekter Großvater durchgehen. Doch als Senioren-Lobbyist ist er gewohnt, andere Prioritäten zu setzen und kennt dabei keine Partei- oder Koalitionsräson; er will nicht nett sein und kann sich das in seiner Lage auch gut leisten. Schon 2009 drohte er, er werde den 27-jährigen CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Spahn wegen dessen Kritik an der bevorstehenden Rentenerhöhung „ungespitzt in den Boden rammen“ – das galt damals als Zeichen des aufbrechenden Generationenkonflikts in der Union.

Kuckarts Äußerungen lassen noch einiges erwarten. „Die Altersaggression“, sagt er, „ ist weiter verbreitet als die Altersmilde.“ Diese Haltung bringt er auch der Kanzlerin entgegen, die ihn in der Rentensache 2009 deutlich verwarnte. Denn seine Leute stehen fest hinter ihm: Als Landeschef der Senioren-Union NRW wurde er vergangenes Jahr mit 90 Prozent der Stimmen bestätigt. Bernd Matthies

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