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PORTRÄT MICHAEL EFLER, BASISDEMOKRAT: "Ich bin gern überall dabei"

Michael Efler ist hauptberuflicher Aktivist. Und nicht nur auf regionaler Ebene. Er ist stolz, dass das Element verbindlicher Bürgerbefragungen auch in den EU-Vertrag von Lissabon Eingang gefunden hat.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Er ist kein Alt-68er mit grauem Rauschebart, eher unauffällig, stets sachlich, kenntnisreich und freundlich. Ein ganz modernes Exemplar der internationalen Bewegung für volksnahe Demokratie, der sich Michael Efler seit Anfang der neunziger Jahre verschrieben hat.

Der gebürtige Bremer ist sogar hauptberuflicher Aktivist: Als Mitglied des Bundesvorstands und des Berliner Landesvorstands von „Mehr Demokratie“. Einem gemeinnützigen Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Beteiligungsrechte der Bürger – mit Hilfe von Volksentscheiden, kommunalen Bürgerbegehren und mehr Einflussmöglichkeiten bei Wahlen – zu erweitern. Durchaus mit Erfolg. Und nicht nur auf regionaler Ebene. Efler ist stolz, dass das Element verbindlicher Bürgerbefragungen auch in den EU-Vertrag von Lissabon Eingang gefunden hat. „Über 20 Mal bin ich in dieser Sache nach Brüssel gereist, was jetzt noch fehlt, ist eine Änderung des Grundgesetzes für Volksentscheide auf Bundesebene.“

Berlin kennt Efler seit 1997 näher, zuerst als Lobbyist für direkte Demokratie im Bundestag. In Landtagen und im Bundesparlament ist er als Sachverständiger gern gesehen. Einen „richtigen Beruf“ hat er nie ausgeübt, trotz einer Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten und dem Studium der Volkswirtschaft und Sozialökonomie in Hamburg. Seine Promotion hat er über internationale Investitionsverträge geschrieben. Vorher hatte er in Darmstadt den Zivildienst absolviert und war dort auf einen Zeitschriftenartikel über „direkte Demokratie“ gestoßen. „Das hat mich sofort fasziniert, als Alternative zur klassischen Parteipolitik“. Nach Meinung Eflers ist nicht nur wichtig, was, sondern wie politisch entschieden wird.

Mit einer Kampagne in Hamburg für die Einführung bezirklicher Bürgerbegehren konnte Efler 1997 seinen erfolgreichen Einstand bei „Mehr Demokratie“ feiern. Zweifellos ist Hamburg die Hochburg der Bewegung, inzwischen gefolgt von Berlin. 2001 zog Efler in die Hauptstadt und setzte dort seine Arbeit unermüdlich fort. Der neueste Clou: Ein Volksbegehren für eine umfangreiche Wahlrechtsreform. Die erste Hürde, eine Unterschriftensammlung, wurde soeben erfolgreich abgeschlossen. Nebenbei berät der 38-jährige Basisdemokrat Berliner Bürgerinitiativen. „Ich bin gern überall dabei.“ Wenn dann noch Zeit ist, läuft er Marathon – und ist natürlich Fan von Werder Bremen. Ulrich Zawatka-Gerlach

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