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PORTRÄT MICHAEL STEINER AFGHANISTAN-BEAUFTRAGTER:: „Wir sind bescheidener geworden“

Wenn die Bundeskanzlerin am heutigen Montag die Internationale Afghanistan-Konferenz eröffnet, ist das ein großer Moment für einen Mann, der auf den Fernsehbildern vom Petersberg nur am Rande zu sehen sein wird. Das größte internationale Treffen, das das Auswärtige Amt jemals vorbereitet hat, ist vor allem das Werk Michael Steiners.

Von Hans Monath

Wenn die Bundeskanzlerin am heutigen Montag die Internationale Afghanistan-Konferenz eröffnet, ist das ein großer Moment für einen Mann, der auf den Fernsehbildern vom Petersberg nur am Rande zu sehen sein wird. Das größte internationale Treffen, das das Auswärtige Amt jemals vorbereitet hat, ist vor allem das Werk Michael Steiners.

Unter deutschen Diplomaten genießt der 62-Jährige eine Ausnahmestellung. Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan handelt nicht nur im Namen des Außenministers, sondern auch in dem der Kanzlerin. Ungeduld, Kreativität, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit sind die wichtigsten Eigenschaften des Juristen, der über Amnesty International zur Diplomatie kam.

Schon einmal hatte Steiner eine herausragende Funktion in der deutschen Diplomatie: Bis 2001 war er außenpolitischer Berater von Kanzler Gerhard Schröder und lieferte sich legendäre Kämpfe mit Joschka Fischer. Damals galt Steiner als aufbrausend, arrogant – und seinen Gegnern auch als politisch übergriffig. Kein Wunder, dass mancher aufatmete, als Schröder ihn im November 2001 fallen ließ. Steiner hatte bei einem Stopp der Kanzlermaschine auf dem Flughafen Moskau angeblich einen Bundeswehrangehörigen beschimpft und nach Kaviar gerufen. Umso erstaunlicher war, dass ausgerechnet Außenminister Guido Westerwelle (FDP) den ehemaligen Schröder-Mann im Frühjahr 2010 wieder nach Berlin holte.

Nach neun Jahren, in denen er als UN-Vertreter im Kosovo, bei den Vereinten Nationen in Genf sowie als Botschafter in Rom arbeitete, präsentierte sich der diplomatische Großzampano von einst als Geläuterter. „Wenn es eine Lehre gibt, dann ist es Bescheidenheit“, verkündete er bei seiner Rückkehr.

Weniger großspurig aber ist seit der ersten Petersberg-Konferenz vor zehn Jahren auch die deutsche Haltung gegenüber Afghanistan geworden – von der Idee einer Westminster-Demokratie am Hindukusch hat sich die Politik verabschiedet. „Wir sind bescheidener geworden“, schrieb Steiner kürzlich. Die Ziele und der Zeitplan zur Übergabe der Verantwortung an die Afghanen seien nun realistisch.

Zum neuen Realismus gehören auch Verhandlungen mit den Taliban, bei denen Steiner eine wichtige Vermittlerrolle für die Amerikaner spielt. Der Diplomat, der sonst gerne Einblick in seine Werkstatt gibt, schweigt darüber. Hans Monath

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